Das Fehlverhalten des Arbeitnehmers bei Arbeitsunfähigkeit
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Die Arbeitsgerichte haben sich immer wieder mit der Frage zu befassen, ob bestimmte Verhaltensmuster von Arbeitnehmern während einer Ar- beitsunfähigkeit mit ihren arbeitsvertraglichen Pflichten vereinbar sind. „Das Fehlverhalten des Arbeitnehmers bei Arbeitsunfähigkeit“ beleuch- tet das besondere Spannungsfeld an der Grenze zwischen freier Per- sönlichkeitsentfaltung und arbeitsvertraglichen Pflichten. Hervorzuheben ist die umfassende Analyse der Literatur und Recht- sprechung zu diesem Thema. Der Autor zeigt anhand der dogmatischen Entwicklung und eines Vergleichs mit anderen ausserdienstlichen Verhal- tensweisen die Ungenauigkeit der bisherigen Lösungsansätze auf. Die Begriffe genesungswidriges Verhalten, Vortäuschen von Arbeitsunfähig- keit und Entgeltfortzahlungsbetrug werden randscharf voneinander ab- gegrenzt. Auf dieser Grundlage wird für jeden dieser Bereiche untersucht, welche Pflichten den arbeitsunfähigen Arbeitnehmer in Bezug auf sein ausser- dienstliches Verhalten treffen und welche rechtlichen Folgen mit ihrer Verletzung einhergehen. Beachtenswert ist dabei insbesondere die Be- rücksichtigung unterschiedlicher Lebens- und Motivationslagen des Ar- beitnehmers (Suchterkrankungen, religiöse und weltanschauliche Motive, freie Entfaltung der Persönlichkeit). Ein besonderer Verdienst gerade im Hinblick auf die arbeitsrechtliche Praxis sind die Ausführungen zur Darlegungs- und Beweislast. Der Autor stellt zunächst den Beweiswert von Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen aus dem In- und Ausland dar. Daran anschliessend wird die Wirkung typischer Fehlverhaltensmuster auf die Beweiskraft der Arbeitsunfähig- keitsbescheinigung untersucht und ihr Wert als Gegenbeweis beurteilt. Ein weiterer Abschnitt widmet sich den personalpolitischen Möglichkeiten zur Reduktion von Fehlzeiten und zur Aufklärung von Pflichtverletzungen im Zusammenhang mit Arbeitsunfähigkeit. Hierbei werden insbesondere betriebsverfassungsrechtliche Aspekte beleuchtet, die bei der Umsetzung von Massnahmen wie z. B. Anwesenheitsprämien, vorgezogenen Nach- weispflichten oder Krankengesprächen zu beachten sind. Alles in allem macht die gelungene Verknüpfung von Forschung und Praxis dieses Buch nicht nur zu einem wissenschaftlich interessanten Werk, sondern zugleich zu einem Leitfaden für Personal- und Arbeits- rechtspraktiker.