"Wir können keine Form erfinden, die nicht in uns vorhanden ist"
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Jeder Autor steht unter dem Einfluss einer Unzahl von Prätexten. Kein Text entsteht ohne Berufung auf vorhandene Gattungen, intertextuelle Rückbezüge oder durch die zur Niederschrift verwendete Sprache. Die Textklassifikation ‘Autobiographischer Roman’ für ‘Abschied von den Eltern’ und ‘Fluchtpunkt’ ist problematisch. Es gilt im Besonderen mit Hilfe von Philippe Lejeunes Modell des ‘Autobiographischen Paktes’ zu hinterfragen, welche Produktivität sich hinter dieser offenbaren contradictio in adjecto verbirgt. Nils Göbel hinterfragt das Modell des ‘Autobiographischen Romans’ in Bezug auf Peter Weiss. Er sucht nach Überschneidungen von Lebenslauf und poetischer Darstellung und ergründet anschließend vor allem, an welchen Stellen Weiss aus welchen inszenatorischen Gründen abwich. Bezüge zu anderen Texten stellt Göbel vor allem zu Werken Kafkas, Henry Millers und Hamsuns her. Einige der Motive in Weiss’ Texten können durch das Aufdecken der intertextuellen Bezüge in einem erweiterten Horizont der Lesarten bewertet werden. Sprache selbst ist für Weiss sowohl ein Identität stiftender Faktor als auch ein Werkzeug zur politischen Aussage. Gerade die behandelten Schriften markieren einen Wendepunkt in seinem Umgang mit Sprache. Nach ihrer Fertigung stand ein neues, wenn auch nicht völlig unkritisches Konzept einer Sprache, die befreit ist von Anklängen an die „Sprache der Folterknechte und Mörder“.