Beiträge zur Aggressionsdiagnostik
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Gefährliche Straftäter diagnostisch und prognostisch richtig einzuschätzen ist eine schwierige Aufgabe. In diesem Zusammenhang werden oft einseitige Strategien angewandt, die meist auf der Verwendung von Fragebogenverfahren beruhen. Bekanntlich sind solche Methoden anfällig für Verfälschungstendenzen im Sinne sozialer Erwünschtheit. Dies trifft für sogenannte Projektiven Techniken jedoch in geringerem Maße zu. Daher dürften sie zur Aggressionsdiagnostik besonders geeignet sein. Um zu verlässlichen Ergebnissen zu gelangen, ist aber ein multimethodaler Ansatz erforderlich. Damit wird das Risiko von Fehlbeurteilungen verringert, was gerade bei gewaltauffälligen Straftätern besonders wichtig erscheint. Ein Schwerpunkt in der forensischen Aggressionsforschung besteht darin, Persönlichkeitsunterschiede zwischen Inhaftierten und unauffälligen Personen aufzuzeigen. Beiträge, die sich mit der Brauchbarkeit unterschiedlicher diagnostischer Methoden befassen, sind dagegen selten. Die Studie schließt diese Lücke. An einer Stichprobe von 358 Personen, welche sich aus jungen inhaftierten Gewalttätern und sozial unauffälligen Jugendlichen zusammensetzt, wird multimethodal eine empirische Erhebung durchgeführt. Entgegen der Erwartung traten jedoch keine massiven Testmanipulationen bei den Straftätern auf. Erst mit Hilfe eines projektiven Verfahrens war es jedoch möglich, sehr subtile Formen von Verfälschungstendenzen aufzudecken. Herkömmliche Offenheitsskalen erwiesen sich hierfür als ungeeignet. Die Überprüfung verschiedener Moderatorvariablen ergab eine ausgeprägte Subgruppenspezifität, die sich durchgängig in den empirischen Resultaten zeigt. Bei einer Fremdbeurteilung der Untersuchungsteilnehmer standen bei den Gewalttätern Projektive Techniken im Vergleich zu Fragebogenverfahren insgesamt häufiger und höher in Beziehung zu einem Außenkriterium. Auch in diesem Zusammenhang kamen bedeutsame Moderatoreffekte vor. Oft wurden dabei erst ab einer bestimmten Betrachtungstiefe Feinheiten erkennbar, die man normalerweise kaum beachtet. Diese Befunde werfen unbequeme Fragen für Befürworter eines ausschließlich messenden Verständnisses von Diagnostik auf.