Intergenerationale Transmission von Werten in Deutschland und Frankreich
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Jede Kultur ist durch bestimmte Werthaltungen, Regeln des Zusammenlebens und bevorzugte Sozialisationspraktiken gekennzeichnet, die sich über die Zeit entwickelt haben und den Kern einer Kultur ausmachen. Die Weitergabe dieses kulturellen Erbes von einer Generation zur nächsten wird vor allem durch die Familie als primäre Sozialisationsinstanz geleistet. Durch die Wertetransmission wird der Fortbestand einer Kultur gesichert, da sie es ermöglicht, einmal erlangtes Wissen und verankerte Überzeugungen über Generationen hinweg zu erhalten. Dadurch wird auch die Verständigung zwischen den Generationen erleichtert. Die Forschung zur Transmission von Werthaltungen hat in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Gerade in modernen Kulturen mit ihren pluralisierten Wertesystemen stellt sich die Frage, ob und unter welchen Bedingungen die Weitergabe von Werthaltungen innerhalb der Familie gelingt, denn Heranwachsende können hier relativ frei aus einem großen Angebot an Modellen auswählen, und im Zuge des gesellschaftlichen Wandels sehen sich jüngere Generationen mit neuen Anforderungen und Werten konfrontiert. Die vorliegende Arbeit soll einen Beitrag zur aktuellen Transmissionsforschung leisten, indem sie an bereits vorhandene Studien anknüpft und bisher ungelöste Fragen aufgreift. Dabei konzentriert sie sich auf die innerfamiliale Wertetransmission über drei Generationen (Großmütter, Mütter, Jugendliche) in Deutschland und Frankreich. Der Kulturvergleich soll Aufschluss darüber geben, welche Prozesse bei der Wertetransmission in modernen, westlichen Sozialisationskontexten ähnlich ablaufen und welche Aspekte spezifisch für die jeweilige Kultur gelten. Deutschland und Frankreich wurden ausgewählt, da es sich zwar um direkte Nachbarländer mit einem gemeinsamen europäischen Erbe handelt, beide Kulturen jedoch unterschiedliche Entwicklungskontexte hinsichtlich der institutionellen Rahmenbedingungen sowie der elterlichen Erziehungseinstellungen und Wertpräferenzen bieten. Die Ergebnisse werden unter Berücksichtigung kultureller Besonderheiten und Gemeinsamkeiten familiärer Intergenerationenbeziehungen in Deutschland und Frankreich diskutiert.