ZeitenWende - WendeZeiten
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Besondere Erlebnisse prägen vor allem die Kindheit und Jugend. Viele Ereignisse sind den Betroffenen noch im vorgerückten Alter in allen Einzelheiten lebendig. Der Verlauf des Zweiten Weltkrieges, der Zusammenbruch, die Zeit der Besatzung und die folgenden schweren Aufbaujahre sind auch an Bernhard Hollenbeck nicht spurlos vorübergegangen. Seine unter dem Titel „ZeitenWende – WendeZeiten“ gesammelten Erinnerungen sind ein gutes Stück lebendiger Biografie. Es ist erstaunlich, wie viele Mosaikstücke ihm im Gedächtnis präsent sind und ein wirklichkeitsgetreues Bild ergeben. Die kleine behütete Welt einer Kleinstadt gerät mit dem Luftkampf über Deutschland und dem Vorrücken der Alliierten plötzlich in den Wirbel des Untergangs des Dritten Reiches. Dessen Auswirkungen sind allerdings schon vorher deutlich spürbar: Die Requien für die gefallenen „Helden“, die zunehmende Zahl der Evakuierten, zu denen sich später noch die Flüchtlinge gesellen, die ersten gezielten Sprengbomben auf den Bahnhof mit einer hohen Anzahl Toter trüben das Bild vom glorreichen Endsieg und stellen die Umzüge und Paraden der Parteibonzen und ihrer Kader in schneidiger Uniform und strammer Haltung zunehmend als Maskerade des Untergangs dar. Bei allem Leid, das der Krieg mit Entbehrung und Tod über die Familien bringt, und der von Partei und Regierung geforderten „Feindhaltung“ gegenüber Gefangenen und Fremdarbeitern entbehrt das Zusammenleben jedoch nicht mitmenschlicher Züge. Der jugendliche Bernhard Hollenbeck erinnert sich in bemerkenswerter Weise vieler Details jener Tage in seinem familiären und städtischen Umfeld: Die Nachricht vom Tod des Vaters, die Zusammenstellung des letzten Aufgebots, um den nahenden Amerikanern Widerstand entgegenzusetzen, der Einzug der Alliierten mit den scheuen Sympathisierungs- und Annäherungsversuchen, der Neuanfang mit Entnazifizierung und „Holzklau“, das Mühen um die Verbesserung der Ernährungslage, aber auch jugendliche „Bandenkriege“ zwischen den Stadtteilen – es gibt viele überaus spannend beschriebene Erlebnissen, die er aus eigenem Miterleben oder aus der Position des präzisen Beobachters schildert. So ist aus dem Gedächtnis und der Rückbesinnung ein Buch entstanden, das sich durch eine spannende Darstellung der Ereignisse auszeichnet und ein Stück Geschichte unseres Landes aus eigener Anschauung und nicht durch einen wissenschaftlichen Kathedervortrag lebendig werden lässt. Hermann Multhaupt