"Pädagogik im Zwischenraum"
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Seit es in Deutschland die Berufsschule gibt, hat sie eine Doppelfunktion: Ihre Aufgabe besteht sowohl in der Berufsausbildung als auch in der Berufsvorbereitung. Ihre Identität bezieht sie jedoch seit je her aus ihrer Funktion als traditionelle Lehrlingsschule - ein Bild, das auch bis heute das Selbstverständnis der Berufs- und Wirtschaftspädagogik prägt. Die Realität an den Berufsschulen war und ist jedoch eine andere. Die überwiegend vollzeitschulischen Formen der Berufsvorbereitung prägen zu einem Großteil das Unterrichtsgeschehen vor Ort, wobei sich seit Anfang der 1980er Jahre die beruflichen Integrationschancen durch den Abbau so genannter Einfacharbeitsplätze für die Jugendlichen dieser Bildungsmaßnahmen dramatisch verschlechtert haben. Eine institutionelle Verknüpfung zwischen dem allgemein bildenden und berufsausbildenden Schulsystem war nie und ist nicht gegeben, weshalb sich die vielen Schulformen der Berufsvorbereitung in einer strukturellen Zwischenraumposition befinden, die ihren eigentlichen Charakter ausmachen: eine „Pädagogik im Zwischenraum“. Die vorliegende Arbeit untersucht in acht Einzelstudien anhand einer Vielzahl empirischer, aber auch historischer Untersuchungen die derzeitige Situation sowie deren Genese der beruflichen Bildung Benachteiligter an berufsbildenden Schulen: Studie 1: Institutionelle Verankerung der beruflichen Bildung Benachteiligter; Studie 2: Genese der Begriffe Ungelernte, Jungarbeiter und Benachteiligte; Studie 3: Merkmale der Zielgruppe; Studie 4: Schüleranteil an berufsbildenden Schulen; Studie 5 Verortung der Bildungsangebote nach Schultyp; Studie 6: Schulformen der beruflichen Bildung Benachteiligter in Deutschland; Studie 7: Lehrpläne der Berufsvorbereitung; Studie 8: Berufsschullehrerbildung: Ergebnisse einer schriftlichen Befragung. Die Ergebnisse sind erschreckend und weisen mit Nachdruck auf ein strukturelles Bildungsproblem hin, das weder von der Wissenschaft noch von der Bildungspolitik ausreichend wahrgenommen wird. Der „pädagogische Zwischenraum“ spiegelt auf dramatische Weise unser im bildungssystem zum Ausdruck kommendes Selektionsverständnis wider und verweist einen Großteil der Jugendlichen in die berufliche Chancenlosigkeit. Vor diesem Hintergrund appelliert die vorliegende Arbeit an ein Umdenken in der Bildungspolitik und weist die Berufs- und Wirtschaftspädagogik auf ihre Verantwortung gegenüber allen Jugendlichen hin.