Aber die Sprache bleibt
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Aus dem Vorwort: Ausgangspunkt für meine Interviews war es, der Frage nachzugehen, wie die deutschstämmigen Juden in Israel mit dem Sprach- und Kulturverlust zurechtkamen, welche individuellen Lösungen sie dafür fanden. Meine Gesprächspartner fand ich meistens zufällig. Der Verlust der Muttersprache war gerade für die deutsch-stämmigen Juden besonders schmerzlich, weil Deutsch in Israel zur Sprache der Nazimörder geworden war und zeitweilig in der Öffentlichkeit nicht gesprochen werden durfte. Im aufstrebenden Staat Israel verwischten sich allmählich die Spuren der Herkunft, doch das Verhältnis zu Deutschland, zur deutschen Sprache und Kultur blieb kompliziert und zwiespältig. Romy Silbermann: „In unserer Familie in Tel-Aviv herrschte eine Atmosphäre wie früher bei uns zu Hause in Berlin. Es wurde ausschließlich Deutsch gesprochen. Auch deshalb habe ich meine Sprache so gut erhalten. – Als Kind verstand ich Hebräisch schnell, wollte es aber nicht sprechen.“ / Fritz Wolf: „Ich will Ihnen sagen, woran dieses Gespräch eigentlich scheitert: In jener Sekunde, als Hitler an die Macht kam, war ich nichts mehr: kein Jurist, kein Mensch, vogelfrei.“ / Eva Avi-Yonah: „Meine Eltern, die zionistisch eingestellt waren, wanderten mit mir 1936 nach Palästina aus. – In Jerusalem gab es die Allianz der Jeckes und es wurde viel Deutsch gesprochen. Auf der anderen Seite war es verpönt, zeitweilig regelrecht verboten. Das habe ich deutlich erfahren, als die Verbrechen der Nazis hier bekannt wurden.“ / Gabriel Bach: „Als ich Eichmanns Schritte zum ersten Mal auf dem Flur hörte, las ich die Autobiographie von Rudolf Höß, dem Kommandanten von Auschwitz. Er beschrieb, daß es Tage gab, an denen sie tausend Kinder in die Gaskammern schickten und daß ihm gelegentlich die Knie zitterten, wenn er die Kinder in die Gaskammern stieß und sich dann über seine Schwäche schämte.“ / Miriam Mishori: „Deutschland bleibt für mich auch heute noch mit der Vergangenheit verknüpft. Es bleibt das unheimliche Gefühl. Deutsch ist für mich ein Synonym für die Vergangenheit und ruft immer noch Antigefühle hervor.“ / Jacob Pins: „Ich bin Maler. Ich habe auch in Deutschland ausgestellt. Bei einer Eröffnung war ich anwesend und habe verlangt – das war meine Bedingung –, daß keine älteren deutschen Besucher dabei sind. Ich will sie nicht sehen, will sie nicht sprechen.“ / Manfred Winkler: „Hebräisch. Es ist die Geschichte einer großen Liebe zu dieser uralten Sprache. Es ist eine sprachlich-musikalische Ergriffenheit von der vokalreichen Struktur dieser Sprache.“