In guter Gesellschaft
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Gegenwärtig wird in Deutschland darüber gestritten, was eine gerechte Gesellschaft sei. Unstrittig ist: Zusammenleben bedarf der Regeln. Darüberhinaus der Werte. Gibt es einen höchsten, aus dem sich alle anderen ableiten lassen? Hensel verneint dies; er stellt Wertepluralität heraus, zeigt einander zugeordnete Werte, die sich gerade in Konkurrenz wechselweise bedingen. Diese Werte gedeihen am besten in der Demokratie, obwohl sie gerade in jenen Gesellschaften am notwendigsten wären, in denen es an Demokratie mangelt. In der Demokratie gehört Zivilcourage zu den höchsten Bürgertugenden. Hensel bekennt sich zum politischen Kompromiss als Wesensmerkmal von Demokratie, hält aber revolutionäre Politik für gerechtfertigt, wenn Demokratie verweigert oder zerstört wird. In Hensels Essay überschneiden sich Philosophie und Politologie - wobei sein Anliegen die Beförderung zivilgesellschaftlicher Praxis ist. Nicht zufällig entstand die Schrift im Anschluss an die Gründung eines Runden Tisches gegen fremdenfeindliche Gewalt. Somit verbindet Hensels Essay Theorie mit Erfahrung - geschrieben in einer Sprache, die den Romancier und Lyriker erneut als Autor einer klar konturierten und rhythmischen Sachprosa ausweist.