Die Poesie der Landstraße
Autoři
Více o knize
Die Arbeiten der Marie Goslich vermitteln heute, einhundert Jahre nach ihrer Entstehung, überraschende Einblicke in die Alltagskultur Berlins und Brandenburgs zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Ein besonderes Augenmerk richtete sie auf Frauen auf dem Land und deren Arbeit. Nicht die Schwere der Verrichtungen stand dabei im Vordergrund, sondern der Charme dieser Frauen. Ähnliches gilt auch für ihre Aufnahmen von Bettlern, dem Wandervolk am Straßenrand oder von ärmlichen Straßenverkäufern. In ihren Artikeln wehrte sich Marie Goslich gegen die Zerstörung der alten Infrastruktur in den Städten, nahm Stellung zur Bodenreform und photographierte die Berliner Innenhöfe und Gassen sowie Szenen von Gebäudeabrissen. Bilder von Kähnen, Speichern, Brücken und im Hafen arbeitender Menschen zeigen, wie Berlin aus dem Kahn gebaut wurde. Aufnahmen von spielenden oder bastelnden Kindern illustrieren Artikel, die einen Ausweg aus dem Übel der Mietskasernen suchen. Neben ihrem Schaffen ist auch das Leben Marie Goslichs überaus interessant. Aus besserem Hause stammend, war sie eine der ersten freiberuflichen Photographinnen und Journalistinnen ihrer Zeit. Sie arbeitete unter anderem für die von Hans Delbrück herausgegebenen 'Preußischen Jahrbücher', für den 'Boten für die christliche [später: deutsche] Frauenwelt' und publizierte in den Zeitschriften 'Körperkultur' und 'Die Mark'. Der Begleitband einer Ausstellung zeigt eine Auswahl aus über 400 erhaltenen Glasnegativen sowie Textausschnitte.