Zwischen Aktion und Kontemplation
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Das Frühwerk Ernst Jüngers stellt in der Forschung einen nach wie vor hochproblematischen Komplex dar, dessen beide Hauptrichtungen sich zwischen der Kritik und Ablehnung des nationalistischen Publizisten und Gewaltästheten sowie der Anerkennung des Seismographen, der auf hohem literarischen Niveau die Funktionsmechanismen der modernen Welt diagnostiziert, bewegen. Erst in neuerer Zeit findet eine Analyse und Diskussion der modernen Kontextualisierung von Jünger statt, die darauf abzielt, den Modus und Inhalt seines Frühwerks in eine umfassende Perspektive zu integrieren. In diese Lücke stößt die vorliegende Studie und fokussiert das Frühwerk auf den Grundlagen und Ergebnissen der modernen Kontextualisierung. Im Mittelpunkt steht hierbei die Frage nach der Möglichkeit einer authentisch-holistischen Existenz in der modernen Gesellschaft. Der Ausgangspunkt ist die Diagnose des Werte-Zerfalls und der permanente Krisendiskurs der Moderne, so dass im Wechselverhältnis von sozio-historischer Progression und der subjektiven Moderne-Wahrnehmung des Autors mit dem Individuum als zentralem Analysebegriff eine differenzierte Perspektive seiner Anti-Bürgerlichkeit gewonnen wird. Diese führt von der jugendlichen Sozialisierung zur Teilnahme am Ersten Weltkrieg, weiter über die dynamischen Veränderungen der Weimarer Republik und schließlich an den Beginn des Zweiten Weltkrieges. Hierbei ist stets ein spannungsreicher Nexus von aktivistischen und kontemplativen sowie individualistischen wie kollektivistischen Lösungsversuchen hinsichtlich eines adäquaten Umgangs mit dem Verhältnis von Individuum und Gesellschaft existent. Das Frühwerk, das vom Erstlingswerk „In Stahlgewittern“ bis zur Erzählung „Auf den Marmorklippen“ definiert wird, weist hierbei signifikante Brüche und Entwicklungsstadien auf, wobei die aktivistischen Abschnitte stets durch kontemplative Reflexionsphasen unterbrochen werden und eine Neuausrichtung des Moderne-Diskurses zur Folge haben. In den aktivistischen Phasen des Frühwerks stehen vor allem die alternativen Gesellschaftsentwürfe und die daraus abgeleiteten, idealtypischen Subjekt-Konstruktionen im Zentrum, während die kontemplativen Abschnitte mit ihrer (Selbst-)Reflexion stets eine Neuausrichtung der Moderne-Wahrnehmung zur Folge haben. Die Studie teilt sich neben einer Vorstellung der Grundlagen des Individuums im Zentrum des Moderne-Diskurses in drei Blöcke. Diese gelten der aktivistischen und der kontemplativen Interpretation der Moderne sowie einer abschließenden Betrachtung der Oszillation dieser beiden Strömungen als individuellem Bewältigungsversuch Jüngers.