Eurozentrische Religionswissenschaft?
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Glaube versetzt nicht nur Berge, er prägt auch Weltbilder. Wie stark die Religionswissenschaft und ihre Erkenntnisse davon in der Vergangenheit geprägt wurden, erhellt Angelika Rohrbacher in dieser aufschlussreichen Studie. Die christlich geprägten Begründer der Religionswissenschaft im 19. Jahrhundert waren bestrebt, alle Religionen nach christlich-theologischer Vorstellung als „große Erzählungen“ und Einzeltraditionen zu deuten. Erst die kulturwissenschaftliche Einbindung brachte neue methodische Instrumente wie das Modell der „diskursiven Religionswissenschaft“. An die Stelle des „Christlichen Abendlandes“ setzte die europäische Religionsgeschichte nun die historische und beständige Vielfalt europäischer Glaubenssysteme. Vor allem aber wurden die eurozentrische Fachterminologie kritisch hinterfragt und orientalistische bzw. okzidentalistische Wahrnehmungsmuster analysiert. Dies hat unter anderem Auswirkungen auf die Schreibweise der Religionsgeschichte des 20. Jahrhunderts. Schließlich ist diese durch eine konstante Interaktion „westlicher“ und „östlicher“ Religionselemente geprägt. Mit ihrer populärwissenschaftlichen Vermarktung religionswissenschaftlicher Forschungsergebnisse bzw. neuen kosmologischen Entwürfen haben einige akademisch ausgebildete Einzelpersönlichkeiten erheblich zur kreativen Religionserfindung an der konstruierten Grenze von „Glaube“ und „Wissen“ beigetragen.