Vom Stegreiftheater Tschauner zu Impro-X
Autoři
Více o knize
Die Wiener Stegreifbühnen der Vorstadt entwickelten sich aus den Varietévorführungen um 1900 im Prater, bei denen zwischen den einzelnen Auftritten Einakter aus dem Stegreif gespielt wurden. In der Zwischenkriegszeit erlebten die Stegreifbühnen ihre Hochblüte und waren bis zum Ende der 1950er Jahre ein wesentlicher Bestandteil der Unterhaltungskultur des „kleinen Mannes“. Menschen, die sich die Eintrittspreise der großen Theater nicht leisten konnten, sahen dort Komödien und Tragödien, Singspiele und Operetten. Die Stoffe wuren an die Erfordernisse der jeweiligen Bühnen und die Anzahl der Ensemblemitglieder angepasst, kurze, schriftlich fixierte Spielvorlagen genügten dem Spielleiter, um seine Truppe zu instruieren. Proben gab es keine. Ab 1963 existierte nur noch eine einzige Stegreifbühne in Wien, der „Tschauner“ in Ottakring. Den anderen Bühnen war nach und nach die Lebensgrundlage entzogen worden. In den 1970er Jahren veränderten sich Publikumsstruktur und -geschmack, die Aufführung von Trauerspielen, Singspielen und Operetten wurde eingestellt, das Rahmenprogramm mit Artisten, Clowns, Sängern und Tänzern verschwand. Gespielt wurden Bauern- und Kriminalkomödien, Boulevardstücke und fallweise Parodien auf Klassiker. 1987 wurde die desolate Tschauner-Bühne vom Wiener Volksbildungswerk gerettet. Die rare Kunst des Stegreifspiels wird bis heute auf der „Original Wiener Stegreifbühne“ in der Ottakringer Maroltingergasse 43 bewahrt.