Memento Mori
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„Lo, all our pomp of yesterday / Is one with Nineveh and Tyre!“ schrieb Rudyard Kipling 1897 als Kommentar auf das Diamond Jubilee Queen Victorias und griff damit einen Gedanken auf, der im Großbritannien des 19. Jahrhunderts in einer Reihe von Diskursen immer wieder thematisiert wurde: Konfrontiert mit den Leistungen, aber zugleich dem Untergang der Hochkulturen des Altertums konnte auch das Britische Empire nur als endlich begriffen werden, die Ruinen antiker Reiche wurden als Vorboten und Symbole der eigenen Vergänglichkeit und des potenziellen Niedergangs rezipiert. In dieser Studie werden zunächst die historischen und kulturellen Hintergründe dargelegt, die dazu führten, dass dieser spezielle Ruinendiskurs im 19. Jahrhundert derart populär war. Besonderer Fokus liegt dabei auf den Auswirkungen der industriellen Revolution, der Rolle der neuen Erkenntnisse in der Geologie, Biologie und Physik, dem Geschichtsbewusstsein der Briten und ihrer Identifikation mit antiken Reichen sowie auf innen- und außenpolitischen Krisensituationen, durch die Ängste um die Zukunft des Empires ausgelöst wurden. Nach einem Kapitel zur Entstehung, Rezeption und Bedeutung des Ruinenmotivs werden lyrische und epische Texte von der Französischen Revolution bis zum Fin de Siècle analysiert, in denen, unter Rekurs auf die Reiche des Altertums und deren Ruinen, der Untergang des Britischen Empires antizipiert und dargestellt wird. Hier wird untersucht, wie die Vergangenheit als Folie für die Imagination des eigenen Untergangs instrumentalisiert wird, wie dadurch bestimmte Ängste bezüglich der Gegenwart und Zukunft formuliert und teilweise abgemildert werden und welche Bilder des gefallenen Großbritanniens entworfen werden.