Das komische Manifest
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Satire im Kommunismus: lediglich ein Ventil für Unmut oder der Anfang vom Ende des Unzumutbaren? Jeder Witz, so George Orwell, ist eine kleine Revolution. Ein Flaschengeist, der sich, einmal in der Welt, von keiner noch so repressiven Staatsgewalt wieder bannen lässt, ein Refugium für die Würde der Menschen, denen man die Hände gebunden und den Mund verboten hat. In seiner profunden Reportage „Das komische Manifest“ vollzieht Grimme-Preisträger Ben Lewis nach, wie die Bürger des ehemaligen sogenannten Ostblocks vom Sturz des Zaren 1917 bis zum Fall der Mauer 1989 die Meinungsfreiheit unter kommunistischen Regierungen am Leben hielten. Ob leeres Einkaufsregal dank verfehlter Planwirtschaft oder hohl dröhnende Staatspropaganda, Ausreiseverbot oder Strafgefangenenlager, die Sowjetära beschwor satirischen Widerstand herauf wie kaum ein politisches System zuvor, und viele nahmen lieber eine Gefängnis- oder, zu Zeiten Stalins, gar Todesstrafe in Kauf, als auf einen guten Witz zu verzichten. Lewis dokumentiert subversive Arbeiten wie die des ins Exil geflohenen tschechischen Künstlers Ivan Steiger oder des inhaftierten Studenten Peter Sodann anhand von Archivmaterial und Interviews. Lewis vermittelt die Geschichte des Kommunismus so nah wie nie - nämlich durch Volkes Stimme.