Das weibliche Geschlecht
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Stellen Sie sich die neutrale Atmosphäre einer wissenschaftlichen Untersuchung vor. Eine Frau wird darum gebeten, möglichst realistisch ihre Genitalien zu zeichnen. Was ist das Ergebnis? Nicht viel. Mehr als ein dürftiges Piktogramm werden Sie in den allermeisten Fällen nicht erhalten. Die meisten Frauen haben keine genaue Vorstellung von ihren eigenen Genitalien, geschweige denn von denen anderer Frauen. Obwohl seit den 60er Jahren vor allem amerikanische Künstlerinnen durch provokante, schockierende Aktionen eine Ikonographie der Vulva geschaffen haben, bekommt man außerhalb der Kunst weibliche Genitalien nur in pornografischen Zusammenhängen zu Gesicht. Ohne Frage sind die weiblichen Geschlechtsorgane heute immer noch ein Tabuthema. Zudem grassiert eine systematische begriffliche Verwirrung: Wer das gesamte weibliche Genital meint, das Vulva heißt, sagt meistens Vagina. Der Anstieg an labiaplastischen Operationen und die sprunghafte Ausbreitung von Intimhaarentfernungsstudios in den Großstädten zeigt, dass Frauen (und Männer) einem ästhetischen Ideal nachstreben, das wenig mit den realen Vorbildern aus der Natur zu tun hat. Der amerikanische Fotograf Nick Karras hat in seinem Buch 48 Fotos zusammengestellt, die, alle aus demselben Winkel und mit demselben Licht fotografiert, den unendlichen Reichtum der Natur illustrieren und die weiblichen Genitalien zeigen, wie sie sind. Als einzigartige Formen und individuelle Porträts. Seine Bildersammlung ist gleichermaßen als ästhetisches Statement, als Beitrag zur Enthüllung des unsichtbaren Geschlechts und als Manifestation sexuellen Selbstbewusstseins zu verstehen. Dem Buch liegt eine DVD bei, die die Hintergründe und Motivation von Karras‘ Arbeit darstellt. In dem Dokumentarfilm kommen Sexualwissenschaftler, Künstler und nicht zuletzt die abgebildeten Frauen zu Wort. Sie erzählen, warum sie sich für DAS WEIBLICHE GESCHLECHT fotografieren ließen.