Das Provinzielle als Verhängnis
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Die in diesem Buch versammelten Aufsätze sind – trotz der in der Überschrift anklingenden Kritik – nicht als bloße Anklage gegen die von manch einem der hier behandelten Schriftsteller und Kritiker als heilsbringend empfundene Provinz zu verstehen. Der Verfasser, selbst ein stolzer und gegen großstädtische Einfl üsse durchaus immuner Provinzler, ist vielmehr bestrebt, einer vielen Intellektuellen des 19. und 20. Jahrhunderts zu bescheinigenden Tendenz, das Provinzielle zu verherrlichen, Verständnis entgegenzubringen. Die Reihe der zum Teil rezeptionsgeschichtlich orientierten Skizzen eröffnet ein Text über den aus Sachsen stammenden Freiheitskämpfer Theodor Körner und zwar über dessen Besuch in Schlesien, der sich in ästhetischer Entwicklung des Jünglings aus Dresden als äußerst bedeutsam erweisen sollte. Das in seinen Gedichten gepriesene Idyllische der Schlesischen Ebene, die Schönheit der hiesigen Gebirgslandschaft, insbesondere aber das Arkadische des Riesengebirges, kehrt in diversen Facetten in weiteren Kapiteln wieder: sie behandeln nämlich Versuche, wie den von Gustav Freytag, sich selbst als „schlesientreuer“ Autor zu profi lieren, oder Bemühungen zahlreicher selbsternannter „Literaturpäpste“, den einen oder anderen in Schlesien geborenen oder beheimateten Autor in die provinzielle Enge hineinzuzwängen. Dass Autoren wie Carl Hauptmann oder Hermann Stehr der Anschluss an den gesamtdeutschen Literaturbetrieb weitgehend versagt blieb, ist der emsigen Arbeit einer großen Schar von Kritikern zu verdanken, die die Postulate der Heimatkunstbewegung mit allen Mitteln in die Tat umzusetzen suchten. Selbst Gerhart Hauptmann, der sich nie ganz als „schlesischer Dichter“ vereinnahmen ließ, blieb von dieser vorherrschenden Tendenz nicht verschont. Das Buch schließt ein Kapitel, in dem die Problematik der „tragischen Grenze“ in der Zeit der oberschlesischen Abstimmung anhand einiger in Liegnitzer und Schweidnitzer Periodika veröffentlichten Beiträge schlesischer Intellektueller behandelt wird