Paraschriftliche Zeichen in südgermanischen Runeninschriften
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Aus einer kurzen Zeitspanne zwischen dem letzten Drittel des sechsten und den ersten Jahrzehnten des siebten Jahrhunderts sind aus dem heutigen süddeutschen und nordschweizerischen Raum ca. 80 Runendenkmäler überliefert, meist kurze Inschriften auf Metallgegenständen wie Fibeln oder Waffen. Der historisch-kulturelle Hintergrund dieses räumlich verhältnismäßig isolierten Phänomens ist bis heute in mancherlei Hinsicht dunkel; aus schriftgeschichtlicher und schriftlichkeitsgeschichtlicher Perspektive bieten die Inschriften jedoch ein vielseitig lohnenswertes Untersuchungsfeld. In der Studie werden die Spezifika der südgermanischen Denkmäler vor dem Hintergrund der gesamten frühen Runenüberlieferung in den Blick genommen sowie ausgewählte Inschriften einer gesonderten Untersuchung unterzogen. Im Fokus stehen Zeichen und Zeichenkomplexe, die sich gegen herkömmliche Analyseverfahren sperren, da bekannte Runenzeichen hier vielfach neben Schriftimitaten und -experimenten, ornamenthaften Eintragungen, Symbolen und anderen Zeichenarten stehen können. Die 'Texte' erweisen somit ein Schriftverständnis, das charakteristisch für frühe Schriftkulturen ist und im Untersuchungsraum als besonders eigenständiges Gepräge fassbar wird.