NS-Diktatur, Anomie und Demokratisierung Westdeutschlands
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Diese Doktorarbeit untersucht eine bisher unerforschte soziologische Fragestellung im zeitlichen Vergleich über mehrere Epochen. Erzeugte die NS-Diktatur eine schleichende Normerosion, fachterminologisch Anomie genannt? Verstärkte diese in der Demokratisierungsphase den offenen Normverfall mit einem starken Anstieg abweichender Verhaltensweisen wie Kriminalität? Als Vorlage diente die ältere Anomietheorie des Soziologen Durkheim. Deren Ergänzung um weitere Dimensionen und Merkmale erhöhte die begriffliche Trennschärfe. Die quantitative Methode der Anomieforschung, welche hohe Zunahmen abweichender Verhaltensweisen als Indikatoren für Anomie analysiert, wird mit der qualitativen Inhaltsanalyse kombiniert. Die normauflösende Wirkung der NS-Diktatur wird am NS-Strafrecht, an der Gestapo und vor allem bei der Kriminalpolizei veranschaulicht. Ausführliche Untersuchungen mit vielen bisher unbekannten Statistiken konzentrieren sich auf die drei klassischen Anomieindikatoren Selbstmorde, Scheidungen und Kriminalität in der Weimarer Republik, im Dritten Reich und im frühen Nachkriegsdeutschland. Diese Studie ermöglicht erstmalig in der Forschung einen umfassenden Überblick über die Kriminalität im Dritten Reich.