Pica
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Essstörungen wie Magersucht und Bulimie sind in unserer Gesellschaft seit Jahren ein Modethema. Die Pica hingegen, eine in der Frühen Neuzeit viel diskutierte Form krankhaften Essverhaltens, scheint völlig in Vergessenheit geraten zu sein. Der bewusste Verzehr von Materialien wie Erde, Kohle, Zement oder Papier ist heute nicht mehr in der Öffentlichkeit präsent und spielt auch in Medizin und Forschung keine bedeutende Rolle mehr. Kathrin Zedlitz rekonstruiert in diesem Buch das Bild einer Essstörung, die heute kaum noch wahrgenommen wird. Sie erläutert, welche Vorstellungen die Ärzte zwischen 1600 und 1800 mit diesem Leiden verbanden, wie sie es behandelten und welchen medizinischen und gesellschaftlichen Stellenwert sie ihm einräumten. Dabei werden Auffassungen über Essverhalten, Körper und Krankheit greifbar, die uns längst fremd geworden sind – beispielsweise die Vorstellung von im Körper befindlichen schlechten Dämpfen, verdorbenen Säften oder irritierten Seelengeistern, die Pica-kranke Menschen zum Verzehr ungewöhnlicher Gegenstände veranlassen.