Weltkonzern und Kriegskartell
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Wie die deutsche Chemieindustrie zur Weltmacht wurde und Europa den Krieg brachte Kommt die Verflechtung von deutscher Wirtschaft und Politik im 20. Jahrhundert zur Sprache, wird meist an Flick, Krupp oder Siemens und die Rolle dieser Unternehmer und Firmen im Nationalsozialismus erinnert. Das historische Erbe der IG Farben - des Zusammenschlusses von führenden Unternehmen der chemischen Industrie, allen voran Bayer, Agfa, BASF und Hoechst - ist 65 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs den wenigsten präsent. Dabei hat kaum ein Industriezweig so machtvoll das Schicksal Deutschlands geprägt wie diese „Interessengemeinschaft“. Von wissenschaftlichem Ehrgeiz über aufopferungsvollen Patriotismus bis zu nackter Profitgier und ideologischer Verblendung findet sich in der Geschichte der IG Farben jedwedes Motiv, das führende Köpfe der Branche dazu bringen konnte, die zwei großen deutschen Kriegsanstrengungen zu unterstützen, ja, überhaupt erst möglich zu machen. Anschaulich und so umfassend wie keine zuvor stellt Diarmuid Jeffreys' Studie das zerstörerische Werk der IG Farben dar, das mit der beiläufigen Entdeckung eines synthetischen Farbstoffs im 19. Jahrhundert ihren Anfang nahm und 23 leitende Angestellte der chemischen Industrie vor das Nürnberger Kriegsverbrechertribunal führen sollte. Sie waren, so ein Ankläger damals, „die Zauberkünstler, die die Fantasien von “Mein Kampf„ wahr machten“.