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Genau genommen sei sie Archäologin und Schatzsucherin, hat Aiga Müller (1944-2011) einmal über sich gesagt. Das wiedervereinigte Deutschland bescherte der in Berlin lebenden Künstlerin die Schutthalden der Geschichte. Dort fand und barg sie das, was andere Generationen vor ihr weggeworfen hatten: Porzellan mit Zwiebelmuster bemalt, Parfümflaschen aus irisierendem Glas, Keramik und Bierflaschen. Aiga Müller grub all dies aus den Müllkippen Berlins aus, wusch es und machte die Scherben zur zweiten Haut ihrer Scherbenarbeiten: Porträtbüsten ebenso wie Alltagsgegenstände. Und wie eine Archäologin rekonstruierte sie Formen, indem sie die Gesichter von Freunden und Bekannten, Kissen, Schuhe, Taschen neu schuf. Auch die Bilder von Aiga Müller, die bei Peter Dreher Malerei studierte, setzen sich häufig aus Einzelbildern zusammen. Ihre Arbeiten wirken wie die Addition einzelner Motive, darunter immer wieder Geschirr und Scherben. Ein Hang zum Surrealen ist spürbar. Die Erinnerung, so verglich sie einmal, entstehe ja auch durch viele Einzelbilder. (Nun erinnern diese an die Anfang 2011 verstorbene Künstlerin.) Diese Monografie stellt Aiga Müllers Gesamtwerk in einem umfassenden Überblick seit den 1970er Jahren dar.