Die Lust zur Kritik
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Es ist gerade einmal 20 Jahre her, da wurde das Ende der Geschichte ausgerufen. Mit dem Scheitern des Realsozialismus wurden nicht nur jene Formen der Gesellschaftskritik für obsolet erklärt, die sich am Marxismus-Leninismus des Ostblocks orientierten, sondern auch jene einer undogmatischen und unorthodoxen Herrschaftskritik, die sich in Opposition nicht nur zur kapitalistischen Warenproduktion, sondern auch zum Realsozialismus befunden hatten. Doch Kritik und eine auf Veränderung zielende politische Praxis sind nach wie vor notwendig. Allerdings scheint die Linke politisch und intellektuell in einer geradezu strukturell anmutenden Krise zu stecken. Neue Antworten auf neue – aber auch auf alte – Fragen wären dringend erforderlich. Ein wirkliches Verständnis der aktuellen Ausprägungen des Kapitalismus steht noch aus. Wie umgehen mit der Tatsache, dass Emanzipationsbestrebungen in der Vergangenheit so häufig umgeschlagen sind in erneute Herrschaft und Repression – wider die ursprüngliche Absicht ihrer Träger? Warum macht der Impetus radikaler Kritik in der Regel vor den Strukturen in den eigenen Verbänden und Parteien halt? Was sind notwendige Schritte, um die Linke wieder zu einer emanzipatorischen und einladenden Bewegung zu machen?