Wie viel Tod verträgt das Team?
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873 Mitarbeiter 95 deutscher Palliativstationen und 214 Mitarbeiter aus 31 Hospizen in Nordrhein-Westfalen nahmen an dieser Umfrage teil. Es wurden Belastungsfaktoren, und -symptome sowie Schutzfaktoren erfasst. Außerdem wurde nach der kritischen Zahl der Todesfälle, der Sterbeabfolge und der Zukunftsaussicht des Teams gefragt. Mithilfe von Datenreduktionsverfahren wurden grundlegende Faktoren identifiziert. Varianzanalysen zeigten Unterschiede zwischen Berufsgruppen, in Bezug auf die kritische Todeszahl und die Zukunftsaussichten. Ein Chi-Quadrat-Test wurde für die Berechnung der Sterbeabfolge verwendet. Multifaktorielle Varianzanalysen wurden durchgeführt, um die Ergebnisse der Einrichtungen zu vergleichen. Als grundlegende Belastungsfaktoren stellten sich der Beziehungs-, der Verantwortungs- und der Stressfaktor heraus. Bei den Belastungssymptomen ergaben sich ein Streit-, ein Ablehnungs- und ein Rückzugsfaktor. Die Schutzfaktoren teilten sich in einen privaten, einen emotionalen und einen Verarbeitungsfaktor. Die kritische Zahl der Todesfälle pro Woche lag in Palliativstationen bei 4,4 und in Hospizen bei 4,2. In Palliativstationen war ein nicht erfüllter Anspruch der Palliativmedizin der am stärksten belastende Faktor im Umgang mit dem Tod. In Hospizen waren die Mitarbeiter am stärksten durch die Häufung von Todesfällen belastet. In beiden Institutionen reagierte das Team meist mit Überredseligkeit auf den Tod und als wichtigster Schutzfaktor stellte sich das Team selbst heraus. Es wurden zahlreiche negative Zusammenhänge der kritischen Todeszahl mit Belastungssymptomen gefunden. Aufeinander folgende Todesfälle wurden in Palliativstationen als signifikant belastender empfunden, in Hospizen gab es keinen Unterschied. Wenn der Anspruch der Palliativmedizin nicht erfüllt war, wurden die Zukunftsaussichten des Teams in beiden Einrichtungen signifikant schlechter eingeschätzt. In Hospizen waren die Mitarbeiter insgesamt weniger belastetet als in Palliativstationen. Außerdem wurden die Belastungssymptome als geringer und die Schutzsymptome als wichtiger eingeschätzt. Eine genaue Definition der Ansprüche der Palliativversorgung durch eine Operationalisierung der Arbeitsziele im gesamten Team wäre wünschenswert für die Praxis in Hospizen und Palliativstationen. Außerdem sollte die Beziehung zu Patienten in der Supervision zum Thema gemacht werden. Die Teamkommunikation sollte weiter gezielt gefördert werden, um sie als wichtigsten Schutzfaktor zu erhalten. Es sollte genügend Raum für direkten Austausch bereitgestellt werden, der auch über technische Aspekte hinausgeht, und Supervisionsangebote sollten verbessert werden.