Erfolgreiche Psychopathen?
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In der Berichterstattung der Medien tauchen mit gewisser Regelmäßigkeit Manager und Politiker auf, die durch Sympathie und Überzeugungskraft andere von sich positiv einnehmen können. Während die Öffentlichkeit noch ihrem Charme erliegt, sind diese Persönlichkeiten häufig im Hintergrund in Skandale oder (wirtschaftlich) zweifelhafte Fehlentscheidungen eingebunden. In der Rechtspsychologie sind solche Personentypen aufgrund ihrer vielfältigen dissozialen Verhaltensweisen schon seit langer Zeit bekannt. Zahlreiche wissenschaftliche Studien zeigen, dass diese sogenannten „Psychopathen“ eine ungünstige Legal- oder Kriminalprognose aufweisen. Zudem begehen sie deutlich mehr Straftaten als andere Kriminelle und sind therapeutisch schwerer erreichbar, ihre kriminellen Verhaltensweisen weniger korrigierbar. In den letzten Jahren wurde in der Literatur zunehmend das Phänomen der „erfolgreichen Psychopathen“ betrachtet, d. h. Personen, die zwar die Kernmerkmale einer Psychopathie aufweisen, jedoch in der Kriminalitätsentwicklung weitgehend unauffällig bleiben. Dieser Psychopathen-Typ nutzt seine Persönlichkeitseigenschaften oftmals dazu, um in Wirtschaft und Politik erfolgreich zu sein. Mit Charme, Überzeugungskraft und ihrem einnehmenden Auftreten steigen sie zunächst die Karriereleiter auf und sind nicht selten in höheren Managementpositionen bzw. politischen Ämtern zu finden. Um ihr persönliches Karriereziel zu erreichen, manipulieren und betrügen sie und schädigen langfristig der Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Sie verhalten sich weder ihrem Arbeitgeber, noch den Kollegen oder der Gesellschaft gegenüber integer, d. h. (betriebliche) Regeln und Verhaltensnormen spielen für sie eine untergeordnete Rolle. Führt ihr Verhalten zu negativen Konsequenzen für die eigene Person, suchen sie die Schuld bei anderen und übernehmen keine Verantwortung für das eigene Verhalten. Vielfach wechseln sie deshalb auch den Arbeitgeber, um an anderer Stelle weiter „Karriere“ zu machen, bevor sie mit ihren Lügen „auffliegen“. Die vorliegende Arbeit untersucht den Zusammenhang zwischen psychopathischen Persönlichkeitsmerkmalen und berufsbezogener Integrität an einer Stichprobe aus der allgemeinen Bevölkerung (N = 144). Auf diese Weise wird versucht, eine Brücke zwischen den Erkenntnissen der Rechtspsychologie und der Wirtschaftspsychologie zu schlagen. Die Ergebnisse zeigen, dass es vielfältige Überschneidungen zwischen den beiden psychologischen Konzepten gibt. So zeigen Personen mit psychopathischen Eigenschaften eine signifikant geringere Integrität bzw. vermehrt kontraproduktive Verhaltensweisen. Solche Mitarbeiter konzentrieren sich nur auf den eigenen Erfolg – ohne Rücksicht auf Verluste. Auf mittel- bis langfristige Sicht werden diese Personen jedoch eher durch geschäftsschädigendes und kontraproduktives Verhalten auffallen. Damit richten wenig integere Mitarbeiter oder „erfolgreiche Psychopathen“ oftmals einen nicht unerheblichen wirtschaftlichen Schaden an. Neben einer Diskussion der Ergebnisse aus fachlicher Sicht werden auch Schutzmaßnahmen und diagnostische Aspekte beleuchtet, die es in der Praxis ermöglichen, solche Mitarbeiter zu identifizieren und damit einen gesellschaftlichen sowie wirtschaftlichen Schaden zu vermeiden.