Carla Mann
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Der Mann-Clan fasziniert die Deutschen immer neu. Kein Wunder, bot er doch alles, was den voyeuristischen Bürgerblick befriedigt: Prunk und Ruhm, Absturz und Selbstmord, Rausch und Exzess, Homosexualität und Inzest. Im brüderlichen Wettkampf Mann (Thomas) gegen Mann (Heinrich) blieben vor allem die Frauen auf der Strecke, nicht zuletzt Carla, die jüngste Schwester. Sie brachte sich, nur 28-jährig, mit Zyankali um. Anhand zahlreicher neuer Quellen schildert Willi Jasper erstmals ihr tragisch kurzes Leben und die mysteriösen Umstände ihres Todes. Früh versuchte Carla aus der großbürgerlichen Familie auszubrechen und als Schauspielerin ihren eigenen Weg zu gehen. Doch sie verzweifelte am ausbleibenden Erfolg, an unglücklichen Männerbeziehungen und nicht zuletzt an ihrer Existenz im Schatten der Brüder. Während Thomas ihr Bohème-Leben offen missbilligte, unterstützte Heinrich sie zwar materiell und moralisch, beutete zugleich aber ihr Leben, ihre Amouren und ihre Briefe hemmungslos für seine literarischen Zwecke aus. Umgekehrt lebte Carla nach dem Vorbild seiner Novellen und Romane – musste sie auch so sterben? Über das bewegende Porträt Carlas hinaus gelingt Jasper ein neuer, aufschlussreicher Blick auf die Schriftsteller-Brüder und die Mann-Familie insgesamt. „Sie hatte nicht das Gefühl unseres gemeinsamen Schicksals.“ Thomas Mann