Tondachziegel-Herstellung in den 1950er Jahren in Meerholz

Tondachziegel-Herstellung in den 1950er Jahren in Meerholz von Dipl. Ing. (FH) Heinrich Petrasch, Pohlheim Nichts deutet heute mehr darauf hin, dass noch vor 40 Jahren der Steinbruch am Meerholzer Heiligenkopf und das davor liegende Gebäude des Dachziegelwerkes mit seinen zwei mächtigen Kaminen das Ortsbild von Meerholz prägte. Der Ziegel ist das älteste vorgefertigte Bauelement des Menschen. Bereits für die Zeit um 7500 v. Chr. sind Ziegel aus an der Sonne getrocknetem Lehm in Anatolien nachgewiesen. In der Meerholzer Gemeinderechnung von 1752 finden sich zwei Lieferungen von Feldbrandziegeln auf dem Berg in Niedergründau. Dort wurden diese Ziegel bis ins 19. Jahrhundert hergestellt, es existiert ein Foto aus dem Jahre 1886. In Meerholz ist eine Feldbrandziegelherstellung nicht bekannt. Das Dachziegelwerk in Meerholz hieß landläufig nur „die Klinker“ oder „der Ringofen“. Im April 1907 wurde der Betrieb aufgenommen, doch bereits 1914 kam es im Zickzackofen zu einer Gasexplosion, bei der das Ofengebäude ausbrannte. In den verbliebenen Gebäuden wurde Kriegsseife hergestellt. 1916 begann der Wiederaufbau des Werkes, dabei sind Kriegsgefangene eingesetzt worden. Der 2. Kamin mit 60 m Höhe wurde im Sommer 1919 fertiggestellt und die Produktion wieder aufgenommen. Neben Biberschwänzen und Kaminradialsteinen produzierte es auch Falzziegel. Das Werk firmierte nun unter dem Namen „Deutsche Klinker-und Ziegelwerke AG, Meerholz“. Zehn Jahre später wurde die 1 km lange Drahtseilbahn zur Tongrube Niedermittlau gebaut. Im Zweiten Weltkrieg wurden sehr viele Kriegsgefangene in der Ziegelei eingesetzt, oberhalb des Werkes bestand ein Gefangenenlager. Zum Kriegsende kam die Produktion zum Erliegen, wurde aber im Sommer 1945 wieder aufgenommen. 1967 wurde die Produktion endgültig eingestellt, vier Jahre später das Werk gesprengt und eine Wohnsiedlung errichtet. Heute erinnern nur noch die beiden alten Lehmgruben an die ehemalige Ziegelei. Heinrich Petrasch beleuchtet in seinem Buch „Tondachziegel-Herstellung in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts in Meerholz“ die Geschichte des Meerholzer Werkes und zeigt die Entwicklung der Ziegelindustrie und des Berufs des Zieglers auf. Es geht ausführlich auf die Geologie und die keramischen Rohstoffe für die Ziegelindustrie ein und beschreibt detailliert die Herstellung der Dachziegel. Herausgegeben vom Geschichtsverein Meerholz-Hailer, unterstützt von der VR Bank Bad Orb-Gelnhausen eG., der Kulturförderung der Kreissparkasse Gelnhausen und vom Main-Kinzig-Kreis. Erhältlich ist es beim Geschichtsverein Meerholz-Hailer, Hans Kreutzer (Tel. 06051-66368). 145 Seiten A5, 81 Bilder, 10,00 €