Die letzten Tage der deutschen Kaufleute in Bergen
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Seit Jahrhunderten war das Kontor zu Bergen in Norwegen, die „Deutsche Brücke“ genannt, ein wichtiger Warenumschlagplatz für die hansischen Händler und die norwegischen Fischer. Ab dem Spätmittelalter etablierten sich hansische Kaufleute in Bergen, gründeten ein eigenes Kaufmannsviertel und so zogen tausende von norddeutschen jungen Männern nach Bergen, um sich dort als Lehrlinge, Gesellen und Kaufleute im 'Brot-und-Butter-Geschäft' zu verdingen. Hansisches Getreide wurde gegen nordnorwegischen Fisch getauscht, der auf Druck der hansischen Städte nur dort umgeschlagen werden durfte. Das Deutsche Kontor galt als ein Ort, an dem ein sozialer Aufstieg vom bettelarmen Jungen hin zu einem ehrbaren und wohlhaben Kaufmann möglich schien. Die Norddeutschen kamen als temporäre Arbeitsmigranten, die Hafen- und Handelsstadt Bergen war ein Baustein ihrer Ausbildung und Karriere. Diese Monopolstellung kam aber nicht nur dem Wirtschaftsleben der Stadt Bergen zugute, sie war über Jahrhunderte ein Dorn im Auge der norwegischen, später dänischen Obrigkeiten, die diese Hegemonie jahrhundertelang bekämpften. Mit dem Schwinden der hansischen Macht in Nordeuropa, dem Erstarken der nordischen Reiche und der Veränderung des Wirtschaftslebens in Europa hätte diese mittelalterliche Korporation des Deutschen Kontors eigentlich wie die drei anderen hansischen Kontore im Laufe der Zeit von der Bühne verschwinden müssen. Gleichzeitig entschieden sich ab dem 16. Jahrhundert immer mehr hansische Kaufleute, sich dauerhaft in Bergen niederzulassen und Bürger der Stadt zu werden. Ab dem 18. Jahrhundert wählten die meisten norddeutschen Arbeitsmigranten nicht mehr den 'Umweg' über das Kontor, sondern verdingten sich bei den freien Kaufleuten der Stadt und wurden so eventl. später Bürger der Stadt Bergen. Das Deutsche Kontor blieb aber bis zu seiner Auflösung im Jahr 1754 bestehen und wurde sofort im Anschluss als das 'Norwegische Kontor' neugegründet. Ihre Traditionen, ihre Regelwerke, ihre Geschäfte wurden weitergeführt. Aus einem Fremdkörper im Dänischen Reich wurde ein Partner, der bis weit ins 19. Jahrhundert hinein in seiner mittelalterlichen Form bestehen blieb. Nebeneinander handelten nun freie und kontorische Kaufleute mit den Fischern Nordnorwegens, beide Gruppen mit dem Bürgerrecht Bergens, unter dänischer Obhut. Das Werk beschäftigt sich mit den letzten Tagen der deutschen Kaufleute in Bergen und den daraus resultierenden Transformationsprozessen des Bürgertums von 1720 bis 1780. Die Prozesse, die zur Integration und anschließenden Assimilation norddeutscher Kaufmannsmigranten im 18. Jahrhundert in der norwegischen Stadt Bergen führten, sind Gegenstand dieser Abhandlung. Diese kleine, aber stete Einwanderung von Kaufleuten ist eng verknüpft mit der Geschichte des Deutschen Kontors der Hanse in Bergen und seinem Nachfolger, dem Norwegischen Kontor. Der Einfluss beider Kontore auf Migranten und Bürgerschaft ist ebenfalls Gegenstand dieser Untersuchung.