R(h)eine Träume
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Mit dem Titel ihres Ausstellungsprojektes „R(h)eine Träume“ macht die Regionalgruppe Rheinland des Fotografenverbandes FREELENS deutlich, dass ihr Blick auf diese Region nicht allein journalistisch oder dokumentarisch geprägt ist. Viele der vorgestellten Arbeiten bewegen sich auf der Schnittstelle zwischen Authentizität und Inszenierung. Für die Fotografen wird es immer wichtiger, zu einer präzisen Formulierung einer eigenen Bildsprache zu kommen, um in der Flut der Bilder eine Wiedererkennbarkeit zu erzielen. Die Exponate der Ausstellung „R(h)eine Träume“ lassen diese Suche nach subjektiven Sichten auf das Leben im Rheinland spürbar werden. Die FotografInnen verharren nicht in klassischen Standards, sondern artikulieren ihre Haltung zum behandelten Thema aus ungewöhnlichen Blickwinkeln und mit einem ausgeprägten Sinn für eine Inszenierung des Realen. Der öffentliche Raum erscheint in ihren Bildern häufig wie ein Bühnenraum. Fiktionales und Dokumentarisches durchdringen sich: R(h)eine Träume. Die wesentliche Arbeit bei der Jurierung dieses Ausstellungsprojektes - zusammen mit Peter Bitzer, Jürgen Enders und Marialuisa Plassmann – bestand darin, mit einer konsequenten Bildauswahl und einem sinnvollen Editing die besonderen Qualitäten der einzelnen Beiträge hervorzuheben. Oft sind es gute Einzelbilder, die die Konzeption einer ganzen Serie zerstören können. Lieblingsmotive killt keiner gerne, aber viel wichtiger ist, dass die Fotografien sich wie Bausteine zu einem Gefüge ergänzen, das die Beziehung des Bildautors zu seinem Sujet für den Betrachter lesbar macht. Ein Schwerpunkt der gezeigten Arbeiten liegt in der Portraitfotografie, wobei ein sehr variantenreiches Bild des Menschen entworfen wird. Einige Aufnahmen zeugen von einem starken Glauben, mit der Fotografie ein wahrhaftiges Zeugnis des Alltagslebens zu schaffen, wie z. B. die ausdrucksstarken S/W-Portraits der Trucker von Herbert Hering-Heidt. Als eine Gegenposition zum medialen Klischee einer gescheiterten Integration sieht Michael Bause seine journalistischen Portraits von Afrikanern, die das Leben in Köln bereichern. David Klammer lässt die Szenerien der Public Viewings in einem künstlichen Blitzlicht erscheinen und erzeugt damit eine theatralische Wirkung, die die Protagonisten dem realen Leben zu entrücken scheint. Das Eintauchen in entliehene Identitäten ist dagegen die Kernaussage bei den im Stil von Modefotografien inszenierten „Cosplayers“ von Jürgen H. Krause. Dieses große stilistische Spektrum zwischen detailgenauem Abbild, abstrahierender Darstellung, inszenierter Überhöhung und ironischer Zuspitzung zieht sich durch alle Beiträge dieser Ausstellung, die damit den Lebensraum Rheinland mit seiner Landschaft, Architektur, Kultur, Arbeits- und Freizeitwelt in komplexer Weise in Szene setzt.