Die Bedeutung sensorineuraler Transmission für die aktivitätsabhängige Entwicklung des auditorischen Hirnstamms

AuszugKernstück dieser Dissertation ist die grundlegende Frage nach der Bedeutung von sensorischer Information für die Ontogenese von Hirnarealen. Eine weitere Motivation für dieses Projekt war ein besseres Verständnis der Auswirkungen des Hörverlusts durch den CaV1.3-Kanal auf Kerne im auditorischen System. Mit Hilfe spezieller Knockout-Mausmutanten wurde diese Frage untersucht. Die Arbeit ist in zwei Abschnitte unterteilt. Zunächst wird in den Kapiteln 2 – 5 das Transkriptom von ausgewählten Teilen des auditorischen Systems der CaV1.3-/--Knockout-Maus auf differentielle Expression hin analysiert. Im zweiten Abschnitt, in den Kapiteln 6 – 9, wird die konditionelle CaV1.3Pax2-Maus anatomisch charakterisiert. Hörschäden sind mit geschätzten 900 Millionen betroffenen Menschen (Reiß, 2009) die häufigsten Sinnesstörungen weltweit (Bitner-Glindzicz, 2002) und verringern die Lebensqualität der betroffenen Personen enorm. Etwa 19% der Bevölkerung Deutschlands sind laut einer Studie hörgeschädigt, wobei mit steigendem Alter auch die Zahl der Betroffenen zunimmt (bis zu 60% der 60-jährigen) (Steel, 2000; Sohn & Jörgenshaus, 2001). Insgesamt 0,1% bis 0,2% der Neugeborenen in Deutschland und weiteren Ländern (Überblick: Morton, 1991; Frankreich: Lina-Granade et al., 2001; Deutschland: Gabriel et al., 2001; UK: Steel, 2000; Bitner-Glindzicz, 2002) weisen bereits Hörschädigungen auf, davon sind 50% genetisch bedingt (Morton, 1991). Somit sind Hörschädigungen wichtige Krankheitsfaktoren. Sie stellen zudem einen nicht zu unterschätzenden Kostenfaktor für das Gesundheitssystem dar. In Zukunft wirksame medizinische Therapien für diese Erkrankungen zu entwickeln, bleibt ein wichtiges Ziel der auditorischen Forschung. Knockoutmausmodelle sind gute Hilfsmittel, um die Ursachen dieser Hörschäden zu erforschen (Vrijens et al., 2008), da sie erlauben, die Auswirkungen einzelner Proteine auf das System zu untersuchen.