Der Weizsäcker-Komplex
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8. Mai 1985, Bonn, Plenarsaal des Deutschen Bundestages. Bundespräsident Richard von Weizsäcker spricht zum 40. Jahrestag des Kriegsendes. Er mahnt die Deutschen, sich an die Verbrechen des Nationalsozialismus immerwährend zu erinnern! Damit schreibt er die Vergangenheitspolitik für Jahrzehnte fest. Die Weizsäckers gehören seit Generationen zur deutschen Elite. In den unterschiedlichsten Systemen haben sie an ihrem Aufstieg gearbeitet und ausgezeichnete Wissenschaftler und Politiker hervorgebracht. Doch die Familiengeschichte hat einen dunklen Fleck: Der Vater des Altbundespräsidenten, Staatssekretär Ernst von Weizsäcker, wurde 1949 in Nürnberg als Kriegsverbrecher verurteilt, weil er nicht den Judendeportationen widersprochen hatte. Für diesen Komplex aus Schuld, Scham und Siegerwillkür, aus persönlicher und historischer Tragik hat der Sohn nie eine schlüssige Erklärung gefunden und den Ausweg in der nationalen Selbstanklage gesucht. Das Buch zeigt Richard von Weizsäcker als Wortführer, aber auch als tragischen Repräsentanten eines nationalen Komplexes, der den geistigen und materiellen Bestand Deutschlands in Frage stellt.