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Reuß älterer Linie im 19. Jahrhundert

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Das Fürstentum Reuß älterer Linie spielte in der innerdeutschen politischen Auseinandersetzung des 19. Jahrhunderts eine einzigartige Rolle. Die Fürst-Regentin Caroline (1819-1872)und ihr Sohn Heinrich XXII. (1846-1902) vermochten auf der Grundlage eines traditionellen, konsequent legitimistischen Herrschaftsverständnisses weder im Nationalismus noch im Sozialismus staatstragende Ideen zu sehen. Folgerichtig hielten sie im Krieg von 1866 am Bund mit Habsburg fest. Nach der Reichsgründung 1871 blieb der Greizer Fürst auf Distanz zu den neuen politischen Realitäten, verteidigte den föderalen Grundgedanken der Reichsverfassung und erkannte die Schwächen und Fehlentwicklungen im Deutschen Reich mit besonderer Klarheit. Obwohl der Fürst und sein kleiner Staat als skuril und politisch rückständig galten, wurde das Land seit der Mitte des 19. Jahrhunderts intensiv von der Industrialisierung erfasst. Mit Reuß älterer Linie belegte einer der kleinsten deutschen Bundesstaaten hinsichtlich der Bevölkerungsdichte und des Industrialisierungsgrades Spitzenplätze im Kaiserreich. In der Residenzstadt Greiz standen dem Fürsten, der sich am Gottesgnadentum des Alten Reiches orientierte, ein nationalliberal orientiertes Bürgertum und engagierte Sozialdemokraten gegenüber. Die Probleme und Widersprüche des Modernisierungsprozesses im 19. Jahrhundert haben sich im Fürstentum Reuß älterer Linie in exemplarischer Weise entfaltet. Außerordentlich konfliktreich waren aber auch die Stellung und der politische Spielraum von Heinrich XXII. innerhalb des Reiches. In den zahlreichen Forschungsbeiträgen zur Geschichte des 19. Jahrhunderts taucht Reuß älterer Linie als Untersuchungsgegenstand kaum auf. Auch dezidiert landesgeschichtliche Publikationen über dieses Musterbeispiel eines „Duodezfürstentums“ sind keineswegs zahlreich. Der Band bilanziert den bisherigen Kenntnisstand, schreitet das „lange 19. Jahrhundert“ ereignisgeschichtlich aus, hinterfragt die Wahrnehmung des Fürstentums und präsentiert zugleich problemorientierte Beiträge zu diversen Spezialbereichen, etwa zur Wirtschafts- und Verfassungsgeschichte. Außerdem werden Perspektiven für künftige Forschunge nzum Fürstentum Reuß älterer Linie aufgezeigt, die sich an den übergreifenden Fragestellungen und Diskursen der modernen Geschichtswissenschaft ausrichten.

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2013, pevná

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