Eine Reise durch Europas Provinzen
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AuszugProvinz hat den Ruch von langweilig, rückständig oder einfach unlebendig, wie tot, eben provinziell. Viele Fil-me zeigen so etwas oder ähnliches. Im 19. Jahrhundert wurden die Hauptstädte groß, wie Paris. Alles floss dort hin, das Land wollte sich in seiner Hauptstadt repräsentiert sehen. Wer konnte aber damals schon so reisen wie wir heute. Vielleicht die Reichen, aber auch die mussten beschwerliche Wege zurücklegen um we-nigstens die großen Metropolen sehen zu können. Heute ist das anders, innerhalb weniger Wochen lassen sich ganze Länder kennen lernen. Bluten auch heute noch die Provinzen aus? Der Drang zur Unabhängigkeit, zumindest von der hauptstädtischen Aufsicht und Finanzkontrolle ist unübersehbar. Wie reist es sich heute durch die europäischen Provinzen, zum Beispiel durch die bedeutendsten Reiseländer Frankreich und Italien; wie steht es mit den Landschaften und Städten abseits der großen Zentren im Süden unseres Kontinents? Eine Reise dorthin, mit Umfahren der Hauptstädte und unter dem Motto „der Weg ist das Ziel“, nahmen wir uns vor. Erstes Ziel sollte die Normandie mit den gotischen Kathedralen und dann die Bretagne mit ihrem wetter-wendischen Klima, dem landschaftsverwandelnden Ti-denhub und ihren zahllosen Austernbänken sein. Di-nard und St. Malo kamen nicht in Frage, die Orte waren zu touristisch. Es gab da aber ein verschlafenes Fi-scherdorf, in dem wir vor knapp 20 Jahren zum Abendessen waren, der Ort hieß Cancale, besaß keine besonderen Sehenswürdigkeiten, aber mehrere Restaurants, in denen frisches Meeresgetier zubereitet wurde. Um das Anliegen der Reise („der Weg ist das Ziel“) zu betonen, sollte als Gegenpol Sizilien dienen, eine Insel mit einem besonderen Reiz, von dem viele Sizilienreisende berichten. Für die Reise planten wir fünf Wochen ein mit Tagestouren zwischen 200 und 400 km mit dem eigenen Wagen, abgesehen von der An- und Abreise, die durften länger sein. Es war Februar/März, als ich die Hotels buchte, 24 an der Zahl, zumeist über nur einen Internet-Dienst-leister. Damit gingen wir zwar ein Risiko ein, denn im Gegensatz zu anderen Hotelreservierungssystemen (die Stornierungen noch am Anreisetag zulassen) sind die von uns gewählten Hotels gelegentlich schon bei Buchung anzuzahlen bzw. allenfalls drei bis 7 Tage vor dem Eintreffen kostenfrei abzusagen. Dafür sind aber mehr kleine, allenfalls mittelgroße, in der Regel für die gebotene Leistung preisgünstigere Hotels gelistet. Zu-dem kann die Zimmerkategorie vorbestellt, also auch Zimmergröße, Meerblick, Balkon etc. gewählt werden. Manche Orte der Route standen fest mit Aufenthalten von 2 Tagen wie Marseille, Syrakus, Palermo und auf der Rückfahrt Verona (mit Arena-Opernbesuch), zum Ausspannen buchten wir jeweils für drei Tage Cancale, Minori und Monte Sant‘Angelo auf der Garganohalbinsel. Das Reservierungssystem lässt seine Gäste die besuchten Hotels einstufen (maximal 10 Punkte) und zeigt die Bewertungen auf seinen Internetlandkarten an. So wählten wir für die gesamte Reise kein Hotel unter 8 Punkten (mit Ausnahme der „Villa Romana“ in Minori, die wir bereits kannten). Bei unserem Start am 10. Juli 2013 war also alles bis aufs Genaueste geplant und vorgebucht, aber nichts durfte schief gehen, keine Autopanne, auch keine Krankheit dazwischen kommen. So begannen wir frohgemut am Mittwoch, den 10. Juli 2013, unsere Reise.