Haben Tiere ein phänomenales Bewusstsein?
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Die Frage, welche Eigenschaften nichtmenschlichen Tieren berechtigterweise zugeschrieben werden können, und welche Zuschreibungen zu reduktionistisch auf der einen Seite oder zu anthropomorphistisch auf der anderen Seite sind, betrifft nicht nur einzelne Wissenschaften, sondern ist auch für die Philosophie in vielerlei Weisen bedeutsam. Dabei lassen sich Philosophen, die in Richtung einer größeren evolutionären, physiologischen und kognitiven Kontinuität zwischen Menschen und Tieren argumentieren, solchen entgegenstellen, die kategoriale Grenzen ziehen möchten. Zur Begründung einer solchen „Kluft“ zwischen Menschen und dem Rest der Tierwelt dienen für das Selbstverständnis des Menschen als konstitutiv betrachtete Eigenschaften, die Tieren dann abgesprochen werden. Eine solche Eigenschaft ist phänomenales Bewusstsein, die Bedingung für das Haben von Erlebnissen und Empfindungen wie Lust oder Schmerz. Die vorliegende Arbeit betrachtet zwei entgegengesetzte Antworten, welche der Repräsentationalismus, einer der innerhalb der letzten Jahrzehnte prominentesten Ansätze der Philosophie des Geistes auf die Frage nach nichtmenschlichem phänomenalem Bewusstsein gibt. Der u. A. auf Jerry A. Fodor zurückgehende Repräsentationalismus erklärt mentale Zustände und Eigenschaften unter Bezug auf ihre Funktion der Repräsentation der Außenwelt. Peter Carruthers spricht Tieren phänomenales Bewusstsein ab, da sie seiner Argumentation zufolge nicht über mehrstufige und damit selbstbewusste Repräsentationen verfügen, sondern alle Reize auf einer quasi-maschinellen Ebene verarbeiten. Auf der anderen Seite argumentiert Colin Allen aus der Sicht der kognitiven Ethologie für die Zuschreibung phänomenalen Bewusstseins an Tiere. Sein Anliegen ist es, basierend auf dem Konzept mentaler Repräsentation ein Kriterium zu finden, das auf Grund intelligenten Verhaltens die Zuschreibung von phänomenalem Bewusstsein erlaubt. Beide Ansätze erweisen sich bei eingehender Betrachtung als unzureichend: Während es an den Autoren durchaus verschiedene Kritikpunkte gibt, was ihre argumentative Überzeugungskraft angeht, bildet die beiden gemeinsame repräsentative Konzeption des phänomenalen Bewusstseins einen übergeordneten Angriffspunkt. Obwohl beide den Anspruch haben, dies in ihrer jeweiligen Position angemessen erfassen zu können, gehen sie fehl im Verständnis dessen, was phänomenale Zustände wie Schmerz ausmacht. Es bleibt zu vermuten, dass diese Schwierigkeit ein generelles Merkmal repräsentationalistischer Theorien des Geistes ist. Beide Positionen zeigen sich als ungeeignet, die Frage nach dem phänomenalen Bewusstsein befriedigend beantworten zu können.