Zeckenübertragene Infektionserreger bei Hunden im Raum Berlin-Brandenburg: Prävalenzen und Untersuchungen zum Infektionsrisiko
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AuszugViele Zeckenarten sind potentielle Vektoren verschiedener für den Hund pathogener Infektionserreger. In Deutschland weit verbreitete Zeckenarten sind Ixodes ricinus, Ixodes hexagonus und Dermacentor reticulatus. Sie gehören zur Familie der Schildzecken. Bevorzugte Wirte sind vor allem kleine bis mittelgroße Säuger, Hunde mit eingeschlossen. Sie können während der Blutmahlzeit unter anderem Infektionserreger wie Anaplasma spp., Babesia spp., Borrelia spp. und Rickettsia spp. übertragen. Alle diese Erreger sind für Hunde potentiell pathogen, führen teils zu lebensbedrohlichen Erkrankungen und können durch ihr zoonotisches Potential auch den Menschen beeinflussen. Zur Beurteilung des Gefährdungspotentials durch zeckenübertragene Erreger in bestimmten Regionen müssen unterschiedliche Parameter berücksichtigt werden. Dazu zählt nicht nur das Vorkommen von relevanten Zeckenspezies in einer Region, auch die Prävalenz von pathogenen Erregern in diesen Zecken gibt maßgeblichen Aufschluss über das Risiko von Wirtstieren zu erkranken. Um das Gefährdungspotential eines Erregers abzuschätzen, sollte außerdem die Seroprävalenz in Wirtstieren mit der Anzahl der klinischen Erkrankungen durch diesen Erreger verglichen werden. Eine individuelle Risikoanalyse kann über den Scutal Index (SI) in Verbindung mit dem Infektionsstatus einer Zecke erstellt werden. Der SI lässt sich aus den Körpermaßen einer Zecke ermitteln, indem die Länge des Körpers beginnend an der Basis Capituli zur Breite des Scutums ins Verhältnis gesetzt wird (Falco et al., 1996). Der SI erlaubt eine Aussage über die Dauer des Saugaktes einer Zecke. Mit zunehmender Dauer des Saugaktes erhöht sich auch der SI und das Risiko einer Infektion des Wirtstieres durch Erreger, die die Zecke in sich trägt. Aus vorhergehenden Untersuchungen ist näherungsweise bekannt, wie lange der Saugakt angedauert haben muss, damit ein bestimmter SI erreicht wird (Kahl et al., 1998; des Vignes et al., 2001; Heile et al., 2007). Für die einzelnen Erreger ist außerdem von unterschiedlichen minimalen Übertragungszeiten auszugehen. Bislang gibt es wenige Studien zur Häufigkeit von Erregern in Zecken, die von Hunden abgesammelt wurden. Wirtsassoziierte Zecken können via Blutmahlzeit am Hund aufgenommene Erreger enthalten. Diese können später in der aus einer Zecke isolierten DNA detektiert werden, allerdings auch ohne dass notwendigerweise eine Vektorfunktion der jeweiligen Zeckenart für den untersuchten Erreger besteht. Ziel der vorliegenden Dissertation war es, Erregerprävalenzen in von Berliner Hunden abgesammelten Zecken zu erheben. Untersucht wurde auf Infektionen und Koinfektionen mit Babesia spp., Rickettsia spp., Anaplasmataceae und Borrelia spp. Zusätzlich sollte über den Zusammenhang des SI der Zecken mit der Dauer der Blutmahlzeit eine Einschätzung der Wahrscheinlichkeit einer Erregerübertragung auf die an der Studie teilnehmenden Hunde gegeben werden. Weiterhin kann der SI als Überprüfung einer erfolgreichen Zeckenkontrolle durch Hundebesitzer in Bezug auf das Absuchen nach Zecken dienen.