Das Siemens-Studio für elektronische Musik
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Das Siemens-Studio für elektronische Musik, 1960 in München gegründet, war ein Ort, an dem eine kleine Avantgarde von Komponisten mit elektronischem Klangmaterial experimentieren konnte. In Studios dieser Art entstand eine Musik, die heute noch zu überraschen vermag – sie wurde ohne Musiker und Musikinstrumente realisiert; stattdessen wurden von den Komponisten einzelne Klänge elektronischer Generatoren auf Tonbändern zusammengesetzt. Dahinter stand die Idee, sowohl die Einschränkungen der konventionellen Instrumente als auch die der ausübenden Musiker zu eliminieren. Keinerlei Unschärfe sollte sich zwischen abstrakte Komposition und klingende Realisierung einschleichen können. Das von dem Komponisten Josef Anton Riedl geleitete Siemens-Studio, dessen Entstehung auch Carl Orff zu verdanken ist, hebt sich von anderen Studios derselben Zeit vor allem durch zweierlei ab: erstens durch eine technische Ausstattung an den äußersten Grenzen des damals Möglichen; zweitens durch ein ideologiefreies, tolerantes Nebeneinander sehr verschiedener Komponisten und Stile. Große Persönlichkeiten des Musiklebens fanden sich hier zu Arbeits- oder Informationsbesuchen ein, darunter Pierre Boulez, Mauricio Kagel, Herbert Brün, Karlheinz Stockhausen, John Cage, Henri Pousseur, Theodor W. Adorno. Einige von ihnen hinterließen dort Werke von Rang. Heute stehen die Geräte des Siemens-Studios für elektronische Musik als Ensemble in der Musiksammlung des Deutschen Museums München. Im Sinne einer umfassenden Darstellung behandelt der Verfasser drei Aspekte des Siemens-Studios: Zunächst rekonstruiert er die nur etwa zehn Jahre währende, aber bewegte Geschichte des Studios, beschreibt dann dessen komplexe Technik – vor allem in Hinblick auf ihre kompositorischen Anwendungsmöglichkeiten – und beschäftigt sich schließlich mit den dort entstandenen Kompositionen. Dabei werden die Wechselwirkungen zwischen den drei Aspekten sichtbar. Einige für das Thema relevante Stränge des musikhistorischen Vor- bzw. Umfeldes werden in einem vorangestellten Kapitel aufgegriffen. Im Anhang finden sich u. a. ein Verzeichnis der im Siemens-Studio entstandenen Kompositionen und ein Glossar technischer Begriffe.