Selektionsbezogene Deutungsmuster von Grundschullehrerinnen am Beispiel der Schulformempfehlung
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Trotz des modernen Ideals der Leistungsgerechtigkeit hängt der Bildungserfolg in Deutschland immer noch stark von der sozialen Herkunft ab. Als besonders problematisch wird dabei die Verteilung der Schüler auf die weiterführenden Schulformen nach der Grundschulzeit gesehen. Diese Verteilung entspricht bei Weitem nicht dem Ideal der Leistungsgerechtigkeit. Auch die aktuellste IGLU-Studie 2011 bestätigt, dass die Schulformempfehlung, welche die Grundschullehrer am Ende der Grundschulzeit formulieren, immer noch stark durch die soziale Lage der Schüler beeinflusst wird. Obwohl diese Thematik nun schon seit Jahren bekannt ist und auch massenmedial stark aufgegriffen wurde, ist es erstaunlich und erklärungsbedürftig, dass das Wissen um die soziale Selektivität des Schulsystems bei den Lehrern bisher zu keinem Umdenken geführt hat. Warum hat hier die Aufklärung über diese Missstände bisher zu keiner messbaren Veränderung geführt? Die vorliegende Arbeit geht dieser Frage nach und versucht herauszuarbeiten, welchen Annahmen Grundschullehrer folgen, wenn sie Schulformempfehlungen erteilen. Schulformempfehlungen wurden dabei als ein besonders prägnantes Beispiel für Selektionsentscheidungen gewählt, die Lehrer treffen müssen. Das Gesamtinteresse der Arbeit richtet sich also auf die Frage, welche Überzeugungen, (Alltags-)Theorien und Wissensbestände Lehrer bezüglich ihres Selektionshandelns haben und inwieweit diese die anhaltende soziale Disparität von Selektionsentscheidungen erklären.