Betriebsleiterinnen in der Landwirtschaft
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Gleichstellung, Anti-Diskriminierung, „Gender Mainstreaming“ oder Frauen in Führungspositionen, alles mehr oder wenig bekannte Stichworte in der gesellschaftlichen Diskussion und der Gesellschaftspolitik. Geschichtlich eine keinesfalls selbstverständliche Forderung und auch nicht in allen Kulturen erhoben. Auf dem langen Weg hat Westeuropa wesentliche Fortschritte gemacht, sowohl rechtlich als auch gesellschaftlich, aber trotzdem sind wir von einer selbstverständlichen Gleichstellung noch weit entfernt. Noch immer findet sich die sogenannte Hofidee, wonach der Hof wichtiger ist als seine Bewohner, und der älteste Sohn das „Privileg“ haben soll, den Hof zu erben und weiter zu führen. Entsprechend selten sind Betriebsleiterinnen. Ganz anders ist es dagegen in der akademischen Ausbildung, wo Studentinnen in der Mehrheit sind, in den tierbezogenen Fächern sogar in der Zwei-Drittelmehrheit. Die Autorinnen studieren Landwirtschaft und haben sich das Thema dieses Buches zum Ende ihres Bachelor-Studium selbst gewählt und zur Aufgabe gemacht. Die für die Datenaufnahme notwendigen Kontakte haben sie recherchiert und sobald sie Kontakt zu den Frauen aufgenommen hatten, konnten die Interviews stattfinden. Erfahren haben sie dabei, dass die Geschlechtszugehörigkeit in der alltäglichen Praxis des Arbeitens für die Frauen selbst kaum ein Thema ist. Die Autorinnen begegneten Pragmatismus und sie begegneten individuellen Konzepten der Betriebsleitung. Sie arbeiten biografische Aspekte heraus und für all diejenigen, die sich mit Betriebsleitung auskennen, wird deutlich, wie sehr sich die Situationen von Frauen und Männern in der Betriebsleitung unterscheiden. Die Rolle der mithelfenden Ehefrau ist in der landwirtschaftlichen Praxis und Forschung umstritten. Die Rolle des mithelfenden Ehemannes jedoch kaum, denn zumindest in den von den Autorinnen dargestellten Fällen ist diese Rolle nicht existent. Eingenommen wird sie insbesondere von Vätern der Betriebsleiterinnen. Häufiger aber werden die Aufgaben, die nicht selbst wahrgenommen werden, konsequent an Dritte vergeben und entlohnt. Betriebsleiterin ist sozusagen ein „Dennoch-Beruf“, wenn erfolgreich, dann nur trotz der vielfältigen Benachteiligungen und Schwierigkeiten, die Frauen im Vergleich zu männlichen Berufskollegen überwinden müssen. Besondere, auf diese Klientengruppe ausgerichtete Unterstützungs- und Bildungsangebote gibt es nur vereinzelt. Dieses Buch gibt durch den Literaturüberblick und die beeindruckenden Fallbeschreibungen einen lebendigen Einblick in einen leicht übersehenen Bereich unserer heimischen Landwirtschaft.