Tracking dance
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Die Schwarzweißfotos dieses Buches bilden insgesamt 2 Stunden, 16 Minuten und 7 Sekunden Tanz ab. Diese Zeitspanne ist die Summe der Belichtungszeiten der rund 80 Fotos, auf denen sich die Choreografin Gudrun Lange vor der Kamera von Eike Dingler bewegte. Mithilfe von Lichtquellen am Körper der Tänzerin wurde die Bewegung – die ja in der Zeit stattfindet – in die gleichzeitige Präsenz eines Fotos, dessen Belichtung so lange andauerte wie die Bewegung, übertragen. Lange und Dingler nehmen so Bewegungsmuster in Augenschein: klassische Ballettfiguren oder einen Walzer, die Choreografie auf den damaligen Sommerhit Macarena, das Ausschütteln eines Tuches oder das Zusammenbauen eines Umzugskartons. In den entstandenen Bildern treten verblüffende Gestalten zu Tage. Sie kommen mithilfe des Lichts zum Vorschein und werden sicht- oder zumindest erahnbar: Wirrwarr, klare Linien und Formen, grafische Muster, Gesichter, Hände und andere Körperteile, Schatten, Bewegungsspuren, übereinanderliegende Bilder, Nachbilder. Die Fotos zeigen Dinge, Spuren und Verwischungen, die uns ansonsten verborgen bleiben, weil wir sie nicht als solche sehen können, und setzen so Tanz und Bewegung höchst selbst ins Bild. Der Betrachter kann in die Ästhetik eintauchen, analytisch Bewegungen nachverfolgen oder gar das eigene Körpererleben in Beziehung setzen zu dem Bild. Denn der Körper der Tänzerin verschwindet nicht, sondern wird von den Lichterscheinungen umschrieben, bedeckt oder auch bespielt. In Zusammenhang mit den Bildtiteln, die Referenzen zu Bekanntem herstellen, öffnet sich die Bilderwelt: Tracking Dance ist eine Einladung zum Ahnen von Tanz.