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Eingesperrt und ausgeschlossen

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Der vorliegende Tagungsband vereint die Beiträge der Fachtagung „Eingesperrt und ausgeschlossen. Der Gulag und das ‚Jahrhundert der Lager‘“ vom 18. Juli 2014 in Schwerin. Die Tagung war Bestandteil des Rahmenprogramms der Ausstellung „Gulag. Spuren und Zeugnisse. 1929–1956“, die vom 17. Juli–24. Oktober 2014 im Schweriner Marstall gezeigt wurde. Die durch die Gesellschaft „Memorial“ Moskau und die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora konzipierte Ausstellung wirft einen detaillierten Blick auf das System der sowjetischen Zwangsarbeitslager. Die Historie und die Zustände im Gulag werden anhand von Realien, Dokumenten sowie Zeitzeugenberichten aus der Perspektive der Opfer rekonstruiert und zeitgeschichtlich eingeordnet. Ergänzend dazu war es das Anliegen der Fachtagung, das sowjetische Lagersystem, das in der Öffentlichkeit bislang weitaus weniger wahrgenommen wird, als es seiner Bedeutung für die Geschichte Europas im 20. Jahrhundert entspricht, in einen historischen und gesellschaftlichen Kontext zu setzen. Der einführende Beitrag der beiden Historiker Dr. Christoph Jahr und Dr. Jens Thiel zeigt detailreich, dass die in den totalitären Regimen des 20. Jahrhunderts errichteten Lager schon lange zuvor Teil einer europäischen Herrschaftsgeschichte waren, die bereits in der Antike beginnt. In dem darauf folgenden Beitrag von Prof. Dr. Jochen Oltmer wird deutlich, dass die Ressourcen des modernen Staates im Ersten Weltkrieg die Masseninternierung von Kriegsflüchtlingen sowie die industriemäßig betriebene Erfassung und wirtschaftliche Ausbeutung von Millionen von Kriegsgefangenen ermöglichte. Der immer wieder gestellten Frage der Vergleichbarkeit des nationalsozialistischen KZ-Systems mit dem sowjetischen Gulag-System widmet sich Prof. Dr. Faulenbach auf verschiedenen Wegen. Er benennt methodologische Probleme eines solchen Vergleichs und geht auf die unterschiedliche Geschichte beider Systeme ein. Der Historiker und Publizist Dr. Meinhard Stark umreißt in seinem Vortrag den Archipel Gulag, wie Alexander Solschenizyn ihn einst nannte, mit seinen annähernd 500 Lagerkomplexen, Tausenden Haupt- und Zehntausenden Nebenlagern. Neben den historischen Ursprüngen der besonderen Haftlager werden insbesondere ihre sich im Laufe der Zeit wandelnden Funktionen thematisiert. Dr. Irina Scherbakowa von der Gesellschaft „Memorial“, Moskau verdeutlicht in ihrem Vortrag über die Erinnerung an den Gulag, dass sie darin ein Symbol für die Stalinzeit und für die Repressalien insgesamt sieht und über mehrere Jahrzehnte zwei Stränge unterscheidet. Den einen Strang bildete die private, persönliche Erinnerung, die Erinnerung in der Familie, die auf der Lebenserfahrung der Opfer und ihrer Angehörigen beruhte. Der zweite Strang bestand in der Reflektion durch dissidentische Autoren und auch in der nicht öffentlich zugänglichen Geschichtspublizistik sowie in Übersetzungen von zum Teil westlichen Forschungsarbeiten, Romanen und Gedichten. Darüber hinaus thematisiert sie die spezifische Rolle des Zeitzeugen in Russland und vor allem im Rahmen ihrer Antworten auf die Fragen aus dem Publikum auch die derzeitigen Schwierigkeiten für eine öffentliche und kritische Erinnerung an den Gulag.

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2014

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