Kantor Friedrich August Rehm
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Das 19. Jahrhundert brachte für Mecklenburgs Landschulen den Übergang von den aus Handwerkern und Küstern hervorgegangenen Landschulmeistern hin zu einer qualifizierten, in Präparanden und Seminaren ausgebildeten Lehrerschaft. Seminarlehrer, berufen aus dem fortschrittlicheren Preußen, liberalisierten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts den Lehrplan der Ausbildungsstätten, indem lebensnahe Fächer den religionszentrierten Unterricht verdrängten. Diese Entwicklung wurde nach 1860, befördert durch die großherzogliche Administration, durch den Einfluss der evangelisch-lutherischen Geistlichkeit in Mecklenburg blockiert. Nach Schließung des „freien“ Lehrerseminars in Ludwigslust konnte der verloren gegangene Einfluss der Kirchenadministration in der Lehrerausbildung im neuen Seminar in Neukloster – trotz moderner Lehrmethoden – wieder gesichert werden. Es nützte wenig, dass der Schweriner Arbeiterverein im Landtag für die Schule eine Trennung von Kirche und Staat forderte. Die Kritik der Lehrer an der mangelhaften pädagogischen Kompetenz der vorgeSetzten Geistlichkeit, die sie in ihren jährlichen Versammlungen vortrugen, blieb bis zum Ende der Monarchie ohne Resonanz bei den Schulbehörden. In dieser Studie wird der konfliktreiche Arbeitsalltag des Küsterschullehrers und Organisten Friedrich August Rehm (1849–1935) behandelt. Bei dem Versuch, Regeln der modernen Schulhygiene durchzuSetzen, wurde er von dem lokalen Prediger abgestraft. Das daraus resultierende Gerichtsverfahren trieb kuriose Blüten und wurde mit viel Sympathie seitens der mecklenburgischen Lehrerschaft und der Presse außerhalb Mecklenburgs verfolgt. Friedrich Rehm war überdies Autor eigener plattdeutscher Erzählungen und einer der produktivsten Sammelhelfer des Volkskundlers Richard Wossidlo. Der Verfasser dieser Schrift, ein Enkel Friedrich Rehms, war Direktionsmitglied in der Pharmaindustrie und lehrte an der Universität Zürich.