Linien zwischen Erde und Himmel
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Die Sorge um das Seelenheil und das Bedürfnis nach standesgemäßer Repräsentation führte im mittelalterlichen Europa zu beeindruckenden Schöpfungen der Grabmalkunst. Eine Besonderheit stellen dabei gravierte Stein- und Metallgrabplatten dar, die waagerecht und meist begehbar im Boden zahlreicher Kirchen eingelassen waren oder Tumbengräber bedeckten. Da eine Ausstellung der Originale an der festen Verortung der Objekte vor Ort scheitert, ist man auf die Kunstfertigkeit von Spezialisten angewiesen, die mit Hilfe von Wachsblöcken auf Japanpapier eindrucksvolle Abriebe der kostbaren Platten herstellen können. Reinhard Lamp (Hamburg) und Kevin Herring (Shalford, Essex) zählen zu den renommiertesten Könnern dieses Genres. Ihre Sammlung umfasst Hunderte Stücke vom hohen Mittelalter bis zum Barock. Die 50 schönsten Abriebe werden nun in dem vorliegenden Buch präsentiert. Darunter finden sich frühe figürliche Ritzgrabplatten aus dem 13. Jahrhundert (z. B. Verden, Bad Doberan, Cobham), aufwendig verzierte Messingplatten flämischer Herkunft (Stralsund), die mit einer Fläche von über fünf Quadratmetern (Schwerin) zu den größten Grabplatten des Mittelalters gehören. Dargestellt sind Ritter, Äbte und Bischöfe, Kaufleute und Angehörige des Hochadels, darunter ein neugeborenes Kind (Freiberg). Naumburg ist mit mehreren Stücken aus dem Dom, der Moritzkirche und der Klosterkirche Schulpforta vertreten.