Nur Grass und Schlink oder mehr?
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„Deutsche Gegenwartsautoren? Ich kenne nur Grass!“ – Diese Frage hört man als Germanist oder Deutschlandkenner häufig, wenn man mit einem Polen über die Gegenwartsliteratur aus dem Nachbarland spricht. Ein polnischer Leser hätte kein Problem damit, ad hoc ein paar Namen englischer oder amerikanischer Autoren zu nennen, deren Bücher er in der letzten Zeit in der Hand hatte. Das Wissen über deutsche Belletristik ist in Polen jedoch vage. Dies bestätigte 2004 die bekannte polnische Schriftstellerin Olga Tokarczuk, indem sie auf die Frage, inwieweit die deutsche Gegenwartsliteratur in ihrer Heimat bekannt sei, folgendermaßen antwortete: „Wir haben Übersetzungen von Günter Grass, von Bernhard Schlink, das ist die zeitgenössische deutsche Literatur, die man in Polen kennt“. Dies scheint ein Paradox, denn laut Statistiken gehört die Republik Polen seit 2005 zu den Spitzenländern, was den Erwerb von Buchlizenzen aus Deutschland anbelangt. Es ist jedoch symptomatisch, dass in den Transaktionen Sach- und Fachbücher überwiegen. Zwar erscheint zeitgenössische deutsche Belletristik in polnischen Verlagshäusern, da ihre Autoren jedoch in den meisten Fällen dort noch unbekannt oder wenig bekannt sind, bedeuten solche Titel oft ein unternehmerisches Risiko und bedürfen deshalb einer besonderen Förderung. Diese teils schwierige Situation, die die zeitgenössische deutsche Belletristik im polnischen literarischen Feld nach 1989 erlebt, wird im Rahmen dieser Dissertation einer Analyse unterzogen (Untersuchugszeitraum 1989–2009). Dabei sollen die für den heutigen polnischen Buchmarkt signifikanten Aspekte eine besondere Berücksichtigung finden.