Schlachtschiff TIRPITZ Volume II
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Der zweite Teil stellte bezüglich Datierungen und Ortsangaben der Aufnahmen eine besondere Herausforderung dar, galt es doch einen fast viermonatigen Zeitraum vom 01.04. – 20.07.41 ohne das KTB der TIRPITZ über siebzig Jahre später zu rekonstruieren. Deswegen war hier verstärkt Archivarbeit gefordert, um mit Hilfe der noch vorhandenen Unterlagen, wie z. B. der Kriegstagebücher anderer Schiffseinheiten und Kommandostellen der Kriegsmarine, die Lücken zu schließen und wieder Licht ins Dunkel zu bringen. Ein weiteres Problem war die Tatsache, dass sich das Schlachtschiff oft mehrmals an gleichen Positionen befand und damit eine Einordnung der Fotos erschwert wurde. So musste der relativ lange Werftaufenthalt in Kiel genauso entschlüsselt werden, wie die zahlreichen Aufnahmen des Schiffes auf See, die wegen fehlender Orientierungspunkte manchmal keine sofortigen Rückschlüsse zuließen. In solch verzwickten Situationen lernte man aber, auf kleinste Details am Schiff zu achten, wie etwa Beschädigungen und Farbspuren an der Schiffswand, spezielle Flakrohrstellungen oder markante Ausrüstungsdetails wie die eingehängten Abfallschächte an unterschiedlichen Positionen bzw. Kombinationen an der Reling des Kriegsschiffes. Dadurch konnten oft Verbindungen zu dem bereits datierten Fotomaterial hergestellt und die bislang unbekannten Bilder somit in die zeitlich korrekte Abfolge gebracht werden. In einigen Fällen war aber auch dies nicht möglich, und so blieb nichts anderes übrig, als die eine oder andere Aufnahme mit einer ungefähren Zeitangabe, wie etwa einer Monatsdatierung zu versehen. Ab und zu waren Eintragungen im KTB hilfreich, was Windrichtung, Seegang und Wetter anbelangten. Nachdem diese Angaben aber zumeist nur morgens gemacht wurden, waren sie für Datierungszwecke nur bedingt nutzbar, da sich das Wetter tagsüber natürlich mehrfach ändern konnte. Lediglich längere Phasen mit Hoch- oder Tiefdruckgebieten waren somit eine einigermaßen verlässliche Quelle, um Datierungen als wahrscheinlich anzusehen oder sie doch ausschließen zu können. Aber auch mit Hilfe der Sonne war es möglich, Fotos zeitlich einzugrenzen, und manchmal gelangen sogar genaue Zeitangaben mit Stunden und Minuten. So war mittels Ephemeridenberechnung (Sonnenstand in Relation zur Jahreszeit und Längen- / Breitengrad) das Bestimmen des genauen Höhen- bzw. Azimutgrades der Sonne und damit eine Uhrzeitangabe möglich. Was aber in der Theorie als relativ einfach erschien, war in der Praxis oft schwierig, da man nur selten die genauen Maße von Strukturen kannte und auch die Schattenlänge nur dann exakt festzustellen war, wenn diese z. B. die Nähte der Holzplanken auf dem Deck rechtwinklig schnitten. Auch äußere Störeinflüsse, hervorgerufen durch Seegang, Trimmung oder Kursänderung, konnten das Schiff krängen und damit die waagrechte, parallele Ausrichtung zum Horizont verändern. So bedeuteten die Berechnungen doch immer einen erheblichen Aufwand und wurden nur dann angewandt, wenn eine einigermaßen seriöse und fundierte Aussage über die ermittelte Uhrzeit möglich war. In einer historischen Fotodokumentation wie dieser lässt es sich nicht vermeiden, dass zeittypische Symbole und Symbolik zu sehen sind. Es wäre jedoch ein absolutes Missverständnis, wollte man daraus ableiten, dass sich die zwei Autoren nationalsozialistischem Gedankengut verbunden fühlen. Dies ändert aber nichts daran, dass die Schiffe als Machtträger eine gewisse Faszination ausüben, also vollkommen unabhängig von dem dahinterstehenden menschenverachtenden, politischen System.