Schiller für Schüler in der DDR
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Wohl kein zweiter deutscher Autor ist so unterschiedlich rezipiert und so beständig funktionalisiert worden wie Friedrich Schiller. Welche Funktion haben seine Texte für die Erinnerungskultur der SBZ/DDR? Als ein bedeutender Teilbereich der Erinnerungskultur wird der Literaturunterricht zwischen 1945 und 1990 in mehrdimensionaler Herangehensweise analysiert. In materialer Dimension zeigt sich, dass „Kabale und Liebe“ der zentrale Schiller-Text in Regelschulen der SBZ/DDR ist. Anhand dieses Dramas kann durch die detaillierte Auswertung eines umfangreichen Quellenmaterials (Lehrpläne, methodische Handreichungen, Fachaufsätze etc.) verdeutlicht werden, wie sich der Text gegen eine normierte Lesart sperrt, wie das Literaturverständnis der Fachwissenschaft sich zunehmend von dem der Bildungsadministration entfernt und wie der Wandel im Literaturverständnis dazu führt, „Kabale und Liebe“ nicht mehr nur als sozialkritisches Drama zu deuten, sondern zunehmend die Liebesbeziehung zwischen Ferdinand und Luise zu thematisieren.