Naturzeit und Sinnlichkeit
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Dem Untergang der Gutenberg-Galaxis trauert am Beginn des dritten Jahrtausends unserer Zeitrechnung niemand mehr nach, am wenigsten die höheren Schulen. Wer etwa im Bundesland Baden-Württemberg, von dem dieser Essay seinen Ausgang nimmt, in diesen Tagen sein Deutschabitur schreibt, hat es in vier von fünf vorgelegten Angeboten der Prüfungskommission mit Lese-Häppchen zu tun – mit Kurzprosa, Lyrik, Sachtext oder Essay-Schnipseln. Es lebe der „Homo videns“, dessen Augen sich nicht in den Bleiwüsten der romanhaften Wortwelten abnutzen sollen. Steht am Ende dieser umgepolten Bildung der angepasste Augenmensch als Krönung der Schöpfung von Darwins Gnaden, der immer sofort erkennen kann, was man als Nächstes von ihm erwarten wird? Der vorliegende Essay eines besorgten Deutschlehrers will trotz allem einen Ausweg suchen und die überschaubaren Benutzeroberflächen von Lyrik und Kurzprosa auf ihr Potenzial für die Ausbildung von weniger duldsamen und vermehrt wortskeptischen Augenmenschen untersuchen.