Diversity Trouble
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Die Gender Studies befinden sich nach ihrer wissenschaftlichen Etablierung und der allmählichen politischen Umsetzung ihrer Forderungen in den 1990er Jahren in einem Dilemma. Einerseits gelten Gender-Aspekte inzwischen als unverzichtbare Bausteine im universitären Alltag. Andererseits droht Gender zu einem bloßen Label und zu einem von konservativer Seite gerne genutzten ›Plastikwort‹ zu verkommen, das immer dann bemüht wird, wenn kulturelle Neuerungen negativiert werden sollen. Dass Gender überdies mit Diversity ein scheinbar besseres, weil weiter gefasstes und zeitgemäßeres Konzept offensiv als Alternative gegenübertritt, ist Anlass genug, nach dem gegenwärtigen Verhältnis von Gender und Diversity zu fragen. In Anspielung auf Judith Butlers 1990 Standardwerk »Gender Trouble« (dt. »Das Unbehagen der Geschlechter«) widmen sich die Aufsätze des vorliegenden Bandes der hochkomplexen Problematik. Der Band vereint sowohl theoretische Analysen der Grundbegriffe als auch Untersuchungen aus unterschiedlichen Fach- und Praxisperspektiven. Deren Spannbreite reicht von der sozialhistorischen Entstehung von Diversity aus der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung der 1960er Jahre und ihrer jüngsten Reaktualisierung in den gegenwärtigen Debatten um (weiße) Männlichkeit und postkoloniale Idenität(en) bis hin zur Implementierung von Diversity-Strategien in Unternehmen und an Hochschulen.