Schulabsentismus als Stigmatisierungsfolge?
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Roma stellen die größte ethnische Minderheit in Europa dar, wo sie schon jahrhundertelang leben. Ihre Lebens- und Bildungssituation ist oft von Diskriminierung und Marginalisierung geprägt, welche sich auf der Basis von Vorurteilen bewegen. Die Debatte um Armutsmigration wirft aktuell einen vorurteilsbelasteten Fokus auf den Schulbesuch von migrierten Roma-Kindern in Deutschland. Dabei werden oftmals Elemente ihrer Kultur als wichtige Einflussfaktoren für delinquentes Verhalten vermutet. Im öffentlichen und wissenschaftlichen Diskurs werden die Roma meist anhand von Defizitkategorien in schwierigen Lebenssituationen eingeordnet. Um ihr Verhalten zumindest teilweise verstehen zu können, muss es auf einer umfassenden Grundlage betrachtet werden. Dieses Buch setzt hier an und wagt einen interessanten, neuen Blickwinkel. Es steht hauptsächlich unter der Frage, inwiefern Schulabsentismus in Folge eines Stigmas produziert wird. Ziel ist es herauszuarbeiten, wie Erklärungslücken etablierter Ansätze durch den Stigma-Ansatz gefüllt oder Perspektiven ergänzt werden können. Ausgehend von einer kurzen allgemeinen Darstellung des Phänomens Schulabsentismus wird es anhand kultur- und migrationsspezifischer Risikofaktoren beleuchtet. Es folgt eine kritische Analyse von aktueller Forschungsliteratur. Eine kompakte Darstellung kultureller Besonderheiten der Roma und ihrer Bildungssituation in Rumänien erweitert das Verständnis und bereitet die Basis für die Analyse aus stigmatheoretischem Blickwinkel. Gegenüber einer kulturalistischen Sichtweise stehen Faktoren der Bildungsbenachteiligung durch Formen der institutionellen Diskriminierung im Vordergrund. Das Ergebnis zeigt, dass schulvermeidende Verhaltensweisen in Bezug gesetzt zu einem Stigma als Reproduktionsformen plausibel werden. Damit ist das Anliegen verknüpft, einen neuen Blickwinkel auf pädagogische Handlungsoptionen zu eröffnen.