Verwundbarkeit in der Ethik von Emmanuel Lévinas
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Ein in der Levinasforschung kaum beachteter Topos ist die Verwundbarkeit als radikale Passivität und Empfänglichkeit für den Anderen. Dabei ist die Passion der Verantwortung, für die Levinas’ Philosophie schlechthin steht, ohne die Verwundbarkeit undenkbar – denn nur weil menschliche Existenzen verwundbar sind, greifen sie ineinander ein und aufeinander aus, begehren und verletzen sie sich. Aus der Sicht von Jutta Czapski gibt Verwundbarkeit die nachvollziehbarsten und dramatischsten Inhalte des Levinas’schen Denkens frei und verbindet es zudem mit der traumatischen Lebensgeschichte des Philosophen als Holocaustüberlebender. Feinsinnig und analytisch zeigt die Autorin diejenigen Dimensionen in Levinas’ Denken auf, in denen sich Verwundbarkeit vor allem ausdrückt: das Antlitz, die Haut, die Inspiration, die Sterblichkeit, die Sprache. Anhand dieser sinnlichen Erfahrungen zeigt sie, wie Levinas ein radikal neues Denken der Menschlichkeit entwickelt, das mit traditionellen Antworten auf die Frage nach dem Wesen des Menschen bricht. Menschlichkeit zeigt sich als Bruch mit dem Sein. Sie erscheint dort, wo man sie vielleicht am wenigsten vermutet hätte: in der Ohnmacht, der Schwäche, im Affiziertwerden vom Anderen.