Das Abseits als Zentrum
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Zum Außenseiter wurde man im 18. Jahrhundert vor allem aus sozialen und religiösen Gründen, weniger wegen dezidiert politischer Überzeugungen – selbst wenn religiöse bzw. konfessionelle Dissidenz oft politisch bewertet und deshalb sanktioniert wurde. Die Trennungslinie zwischen Zentrum – als Bildungs- und Wirtschaftsbürgertum und dessen dominierenden Diskursen – und Abseits wurde von jenem Minimalkonsens zwischen Friedrich II. und Christian Wolff gezogen, der nicht überschritten werden durfte. Sonst drohten die Verdrängung ins soziale und kulturelle Abseits, wenn nicht gar die Bücherverbrennung – öffentlich und von den höchsten Reichsinstanzen inszeniert – und die politische Verfolgung. Viele der hier vorgestellten Autobiographien wurden von den sozial- und/oder kulturhistorischen Paradigmen verpflichteten Werken zur Geschichte der deutschen Autobiographie vernachlässigt, sodass sich ein rigider, an den historischen Realitäten und Praktiken vorbeilaufender Kanon ergeben hat. Die hier versammelten Studien versuchen, den ins Abseits gedrängten deutschen Aufklärern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Nicht etwa, um diese nachträglich zu heroisieren oder zu Trägern niemals realisierter und realisierbarer politischer Projekte zu stilisieren, sondern um deren Werke in die Geschichte der deutschen Autobiographie zu reintegrieren und den Blick vom Abseits ins Zentrum zu ermöglichen. Der Band ist der fünfte einer Reihe, die die Ergebnisse der Tagungen einer deutschfranzösischen CIERA-Forschergruppe zum Verhältnis von populärem und gelehrtem Wissen im 17. und 18. Jahrhundert veröffentlicht, aber auch allen Forschungsarbeiten zu einschlägigen Themen offensteht. Die Autorinnen und Autoren des Bandes sind Germanisten, Kulturwissenschaftler und Historiker.