Alles direkt vor dem Motiv
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Dem Maler Ingolf Schelhorn war es wichtig, die ihn umgebenden Alltagsdinge, die langjähriger Gebrauch einzigartig machte, in seinen Bildern festzuhalten und in ihrer eigenwilligen Schönheit zu dokumentieren. Vielleicht darauf verweisend, wie wichtig das Alltägliche, das Bekannte für unser Wohlbefinden ist. Er brauchte auf diesen Bildern keine Menschen, denn alles Abgebildete war Teil von ihm selbst. So wie das ganze Anwesen, in dem er bescheiden und zurückgezogen wirkte, durch seiner Hände Arbeit Teil von ihm selbst geworden war. Er wusste um das Vergängliche auch seiner Person und deshalb war er in Demut bemüht, das von den Vorgängern Übernommene an die nächsten Generationen weiterzugeben. Das alles geschah im Stillen, ohne großes Aufheben um sein Schaffen oder gar seine Person. Gegenüber allem Aufgeblasenen war er misstrauisch und jede Wichtigtuerei blieb ihm fremd. Trotzdem war er sich seiner Stellung als Künstler und des Wertes seiner Kunst durchaus bewusst. Stets malte er vor der Natur, jedem Wetter trotzend bis zur körperlichen Erschöpfung. Vor allem im Alter strengte ihn das zunehmend an, setzte ihm zu. Aber er brauchte die direkte Nähe des Objekts. Auf sein Gedächtnis wollte er sich nicht verlassen, misstraute ihm, nur das direkte Gegenüber gab ihm die Gewähr von Wahrhaftigkeit. Wobei er, was ihm vor Augen stand, nie sklavisch abmalte, aber die visuelle Unmittelbarkeit gab ihm Sicherheit. Als ich Ingolf Schelhorn das letzte Mal anlässlich der Ausstellung „Andere Sichten“ im Schloss Waldenburg 2014 traf, sprachen wir davon, wie schön es wäre, nach rund zwei Jahrzehnten, als wir seine Arbeiten noch im alten Galeriegebäude erstmalig präsentiert hatten, seine neuesten Arbeiten in der Galerie im Quellenhof vorzustellen. Dass diese Ausstellung, nunmehr als gedrängte Auswahl aus seinem Gesamtwerk, erst nach seinem Tode stattfindet, war damals nicht vorhersehbar. Umso wichtiger ist mir, mit diesem Projekt einen von mir seit langem geschätzten Künstler zu würdigen. Die vorliegende Dokumentation der Ausstellung durch einen Katalog im Rahmen der Göpfersdorfer Kunstblätter wird hoffentlich dazu beitragen, das Schaffen Ingolf Schelhorns, dem bislang viel zu geringe Aufmerksamkeit geschenkt wurde, nachhaltig im Bewusstsein der Kunstwelt zu verankern. (Basiert auf dem Vorwort von Günter Lichtenstein)